Teil 2

Erwähnte Themen:

A
  • Wenn man alles bekommt, muss man erst einmal wissen, wo und wie man es lagern kann. Das gilt übrigens nicht nur für Materielles.
  • „Wer A sagt, muss gar nichts...“ (Sponty-Spruch). Stimmt natürlich nicht, darf nicht stimmen - aber irgendwie sympathisch.
  • Die Jungen, die ihre Witze über die Alten machen, bekommen auch noch ihre Chance - älter zu werden.
  • Angst hat jeder. Die Frage lautet: vor was, warum, wie lang, welche Folgen?
  • Die Stärke des Aphorismus liegt in seiner Kürze; die zwei Zeilen schafft selbst heute noch jeder...
  • Die Stärke des Arguments ist die Überzeugung, nicht der Beweis.
  • Ich danke all denen, die mir geholfen, noch mehr jenen, die mich in Ruhe gelassen haben (Dank eines Autors).
  • „Es wäre dumm, sich über die Welt zu ärgern. Sie kümmert sich nicht darum“, mahnte schon vor fast 2.000 Jahren der römische Kaiser und Philosoph Marc Aurel. Wenn das der Herrscher eines damals noch riesigen Imperiums feststellt, dann gilt es auch für uns kleine Erdenbürger. Anlass zum Ärger ob des täglich „unmöglichen Welt-Geschehens“ gibt es zu Hauf. Hat man aber letztlich darauf keinen Einfluss und schadet sich nur selber, drängt sich schon Marc Aurels Erkenntnis und Empfehlung auf.
B
  • Früher ging man in die Bibliothek, suchte sich in den laufenden Metern der wissenschaftlichen Buchrücken die richtigen Titel, stieg auf eine Leiter, holte sich das schwere Fachbuch herunter, blätterte es durch, machte sich Notizen, stellte es wieder zurück, ging an die geistige Verarbeitung. - Heute holt man sich seinen handlichen PC heraus, tippt sich einige Zugriffe durch, lädt sich das Gewünschte herunter, macht sich an die geistige Arbeit. Wo liegt der Unterschied? Es fehlt die Leiter... (ein Bibliothekar mit etwas verbittertem Humor).
  • Jetzt sind wir über den Berg, sagt man erleichtert - und dann aber: abwärts geht’s.
  • Wer böse redet, über den wird böse geredet.
  • Wer Gutes tut, kann ein Leben lang unbemerkt bleiben. Wer Böses tut, kann in kurzer Zeit berühmt werden. Die Entscheidung trifft jeder selber.
  • „Die Berühmtheit mancher Zeitgenossen hängt auch mit der Blödheit der Bewunderer zusammen“ stellte der ehemalige Bundesminister Heiner Geissler lakonisch fest. Kein Kommentar, da täglich registrierbar.
  • Bildung durch ein Bild ist möglich, wie das Fernsehen beweist. Der Bildungs-Rahmen, der ist allerdings ein wenig eng ...
  • Wer es kann, für den ist es eine mitunter notwendige Erleichterung, ein gleichgestimmtes Umfeld vorausgesetzt: Mal wieder so herzhaft blödeln oder herumalbern. „Man muss allerdings Geist haben, wenn man ihn aufgeben will“ (Nobelpreisträger Heinrich Böll). Und wer es antik will: „Aliquandu et insanire iucundum est“. Sprich: „Dann und wann ist es auch angenehm, verrückt zu spielen“. So Seneca in seiner De tranquilitate animi. Wie wahr. Also nutzen.
C
  • Wenn die Chance anklopft, sollte man zu Hause sein. Alte Erkenntnis, nicht immer umsetzbar.
D
  • Wer gar zu viel denkt, wird wunderlich.
  • Wer sich Sorgen macht, was die anderen über ihn denken, wäre wohl noch erschütterter, wenn er erfahren würde, wie selten das überhaupt geschieht.
  • „Am Fuße des Leuchtturms herrscht Dunkelheit“, sagt man in Japan. Das leuchtet ein, im wahrsten Sinne des Wortes. Und nach und nach fallen einem auch typische Beispiele aus dem Alltag ein: von Einzelkämpfern über Familien oder andere gesellschaftliche Strukturen bis zu wirtschaftlichen, kulturellen, militärischen und politischen Hierarchien.
  • Drängler im Straßenverkehr drängeln auch ins eigene Grab.
  • Dummheit mit Charme und guten Manieren = ausgesprochen gefährliche Mischung.
  • Man sollte nicht über die Dummheit anderer lachen, sollte man nicht, man sollte sie lautlos nutzen (alte Politiker-Weisheit).
E
  • „Vorwärts kommt man mit Eifer, nicht mit Lustlosigkeit“. Stammt schon aus der Antike und könnte vielerorts an die Tür geheftet werden...
  • Die Jugend mit der Erfahrung des Alters, das wär's.
  • Die Jagd nach Erholung kann aufwändiger sein als der belastende Lebensstil, von dem man sich regenerieren wollte.
F
  • Es ist erlaubt, sich vom Feind belehren zu lassen“, sagte Ovid schon vor rund 2.000 Jahren. Allerdings sollte das nicht öffentlich werden, meinen die Management-Experten.
  • Er ist zu allem fähig! Eigentlich eine gute Einstufung, hat sich aber vom Sinn her leider zum Schlechten entwickelt.
  • „Ja, man muss seinen Feinden verzeihen, aber nicht früher, als sie gehängt wurden“, warnte Heinrich Heine. Diese Einstellung mag verbreitet sein, aber sie dient nicht einem ruhigen Gemütsleben (wozu Heinrich Heine ein gutes Beispiel abgibt). Ein Kompromiss wäre der Vorschlag des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy: „Vergib Deinen Feinden. Aber vergiss nicht ihre Namen“.
  • Es sind die tiefen Flüsse, die beinahe lautlos dahin gleiten. Und es sind die flachen, die viel Lärm verursachen können. Diese Natur-Beobachtung lässt sich auch auf den Menschen übertragen.
  • Fröhlich, heiter und vergnügt - es wäre auf Dauer nicht auszuhalten.
  • „Mögen die Flöhe im neuen Jahr zu Deinem Nachbarn wechseln“. Ägyptisches Sprichwort, das uns auf die geographischen und hygienischen Unterschiede gezielter Verwünschungen hinweist.
G
  • Nur der Gesunde gilt etwas in der Gesellschaft. Ein sonderbarer Satz bei so viel ungesunder Lebensweise.
  • Man sollte die Argumente seiner Gegner sorgfältiger prüfen als die Sympathie-Kundgebungen seiner Freunde.
  • Der Kampf „David gegen Goliath“ war unfair. Goliath konnte mit keinerlei Sympathie rechnen, nicht einmal auf der eigenen Seite.
  • „Das größte Denkmal ist das Gedenken“, hieß es schon in der Antike.
  • Machen Sie sich keine Gedanken, die anderen tun es auch nicht.
  • Manches Gesundheitsverhalten ist so eigenwillig, naiv, widersinnig, egoistisch und selbstschädigend, man könnte es einen Anschlag auf die Solidargemeinschaft nennen, die für das Ganze dann finanziell einstehen muss (ein alter Hausarzt).
  • „Zur Größe kann man sich aufringen, aufschwingen, aufdulden, aber nicht - aufblasen“, so Marie von Ebner-Eschenbach. Hier fehlt aber ein kleines Wort, das die bekannte Aphoristikerin sicher vorausgesetzt hat: Zur wahren(!) Größe kann man sich nicht aufblasen. Denn ansonsten ist das Aufblasen zu scheinbarer Größe an der Tagesordnung.
  • „Ihr Geld ist nicht weg, das hat nur ein anderer“, sagte sarkastisch ein offensichtlich genervter Polizeibeamter auf die jammerige Klage einer unvorsichtigen Touristin. Gilt übrigens auch im überdimensionierten Sinne für die großen Bankgeschäfte.
  • Das Problem der Graffiti, der Farbspraybilder oder -parolen an Häuserwänden, ist nicht neu. Denn wie heißt es schon im Corpus inscriptionum Latinarum IV 1904: „Ich staune, Mauer, dass Du nicht in Trümmer zusammen fällst, wo Du doch das Gekritzel so vieler Schmierfinken aushalten musst“. Man staune selber: Nichts ist neu.
H
  • „Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf Morgen“ - denn sonst bleibt's Dir ganz verborgen. Alberne Erweiterung der bekannten Mahnung aus Seniorenkreisen, die sich noch über ihre Alters-Vergesslichkeit lustig machen können.
  • Manche private Humoristen sollte man mit Lachen bedienen, sonst werden sie unangenehm.
  • Man glaubt nicht, wie schnell ein Mensch häuslich wird, wenn ihn plötzlich der Hexenschuss quält.
  • „Die klimatischen Bedingungen in der Hölle sind sicherlich unerfreulich, aber die Gesellschaft dort wäre von Interesse“, vermutete schon Oscar Wilde in ahnungsvollem Ausblick.
  • Über die Hohlheit am falschen Ort gibt es viele Sinnsprüche. Das geht von William Shakespeare („Hohle Töpfe haben den lautesten Klang“) über Georg Christoph Lichtenberg („Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen, und es klingt hohl, ist es dann allemal das Buch?“) bis zu „Erfolg steigt nur zu Kopf, wenn dort der erforderliche Hohlraum vorhanden ist“ (Manfred Hinrich). Oder „Je hohler ein Kopf, desto voller das Echo“ (Karlheinz Deschner) - und viele andere mehr. Man sollte nicht glauben, was „hohl am falschen Platz“ für scharfsinnige geistige Verdichtungen auslöst.
  • Man rühmt ihre vielseitigen Aktivitäten, clever wie ein Junger. Wie machen Sie das, fragt der Reporter den Hochaltrigen. „Ich mache es wie meine Vorfahren: Ich perfektioniere Eselsbrücken, das habe ich mir regelrecht zum Sport gemacht. Und ich benütze ständig Merkzettel; auch das wird zur Routine. Vergesslich bin ich wie alle meine Altersgenossen, aber ich trete mit meiner Vergesslichkeit in sportlichen Wettstreit. Bis jetzt ist das Ergebnis jedenfalls ausgeglichen.“ Man kann, man soll, man muss von diesen Hochaltrigen lernen. Denn Resignation oder Verärgerung durch natur-gegebenes Alter macht diese Einbußen noch folgenreicher. Sportlich soll man es nehmen, empfiehlt er. Er sagte auch dem Reporter: „Was man nicht im Kopf hat, hat man in den Füßen, so lautet doch der alte Spruch. Das stimmt natürlich auch bei mir, nur fühle ich mich durch diese erzwungene Aktivierung nicht belästigt, sondern angeregt“. Also.
I / J
  • Ignoranten ignorieren auch ihre Ignoranz. Das muss man wissen, um nicht an ihnen zu verzweifeln.
  • Wer spontan handelt, muss gut informiert sein ...
  • Intelligenz kommt vom Lateinischen: intellegere = wahrnehmen, erkennen, begreifen, sich auf etwas verstehen usw. Aber auch einsehen - und genau das findet sich trotz mancher Intelligenz leider seltener.
  • Irren ist in der Tierwelt selten - weil meist tödlich.
K
  • Kosten-Ersparnis erspart manchmal auch den Erfolg“ (dunkle Geschäftsführer-Ahnung).
  • „Oh, beneidenswerte Kannibalen! Ihr könnt Eure Feinde auffressen und dann auch noch auskotzen!“ Einer jener drastischen Sätze des französischen Philosophen Jean-Jacques Rousseau (1712-1778), den man zwar nicht in guter Gesellschaft zitieren, wohl aber in entsprechender Situation für sich reflektieren kann.
  • Eine Kränkung in aller Freundlichkeit, das ist ein besonders schmerzlicher Treffer.
L
  • Lächerlich!“ sagt der Experte - und geht voll am Bedürfnis der Allgemeinheit vorbei.
  • Leichen im Keller sollten erst nach dem Ableben ihrer Verantwortlichen geborgen werden“ (alte Geschäftsführer-Regel).
  • Wer das Licht eines anderen ausbläst, um sein eigenes in hellerem Glanz erscheinen zu lassen, sollte sich vorher vergewissern, ob seines auch wirklich leuchtet.
  • Lobe, damit man sich beim Loben auch mal an Dich erinnert, mahnte man schon sinngemäß in der Antike (z. B. Horaz vor über zweitausend Jahren in seinen Sermones).
M
  • Die meisten wissen nicht, was sie wollen, bis sie es angepriesen bekommen. Das ist Marketing in Vollendung.
  • „Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und trotzdem den Mund halten“. So Karl Valentin, einem der großen Philosophen im Gewand des Komikers.
  • Man kann Menschen vor den Kopf stoßen oder auf die Zehen treten. Nur in der leiblichen Mitte gibt es scheinbar keine Verletzungsmöglichkeiten im übertragenen Sinne.
  • „Ich schreibe keine Memoiren, ich weiß zu viel“. Das sagte der bedeutende Vertreter einer Berufsgruppe, dem man das gerne abnimmt, nämlich H. J. Abs, einer der führenden deutschen Bankiers in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sollte - nach aller Erfahrung - auch für so manche andere Berufsgruppen gelten.
  • Ansichtskarten, das waren noch Zeiten. Jetzt kommen Mails aus den entferntesten Regionen dieser Erde. Leider oft der gleiche inhaltslose Text wie früher (Wetter, Essen, „uns geht es gut“) - aber ohne Bild. Welch ein Niedergang.
N
  • Wenn man wüsste, was die Natur über die Menschen denkt, könnte man sich nicht mehr vors Haus wagen.
  • Neuigkeiten locken die Menschen an, Bekanntes nicht“, heißt es schon in antiken Schriften. Zuviel des Neuen aber ermüdet auch, weshalb es sich empfiehlt, dazwischen gängiges, ja banales einzufügen. Dann allerdings mit dem Hinweis: „Wie allseits bekannt ist“ (was zwar nicht immer stimmt, dem Unwissenden aber schmeichelt).
  • „Lieber Gott ich danke Dir / dass Du netter bist zu mir / als zu manchen andren Leuten / die Dir weniger bedeuten'“. Köstlicher selbstironischer Vierzeiler (Autor unbekannt).
O / P
  • Wer die Perfektion anstrebt ist lobenswert - und verloren.
  • „Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung“, behauptete Kaiser Wilhelm II. Er lag falsch, das wissen wir. Aber wer über Land fährt und auf die Koppeln schaut, hat schon auch den Eindruck: Das Pferd ist wieder im Kommen (aber hoffentlich nicht ein Kaiser Wilhelm II).
  • Wem der zweite Platz nichts gilt, der ist auch für den ersten nicht geeignet.
R
  • Reisen hat viele Vorteile. Eine davon wird nur selten zugegeben: Heimliches Heimweh und die Erkenntnis, wie schön man es zu Hause hätte.
  • „Der größte Sinnesgenuss ist Ruhe nach der Arbeit“, sagte sinngemäß der Philosoph Immanuel Kant und deutete vor fast dreihundert Jahren den rekreativen Wert des modernen Power Nappings an.
S
  • Wenn niemand mehr etwas braucht, ist Service die einzige Rettung der Wirtschaft.
  • Skrupel haben, Besorgnis, Zweifel, Bedenken, Zwiespalt, wenn nicht gar Unsicherheit und damit Zaudern, Zögern, Schwanken, wer kennt das nicht. Und das vielleicht als Wesensart, die einen dauernd hindert bis quält, eben skrupelhaft, skrupulös oder wie man es nennen will. Das geht auf das lateinische Wort scrupus = spitzer Stein zurück. Oder konkreter: scrupuli = spitze Steinchen, also ein Lebensweg voller Bedenken, Besorgnis, Zweifel, Gewissenszweifel, übergenau bis selbstquälerisch. Ein eindrucksvolles Bild, muss man sich merken, weil man es auch nutzen kann. Denn wie sagte schon Goethe: „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man schönes bauen“. Und das gilt nicht nur für Steine aus fremder Hand, auch für die eigenen, wesens- und nicht selten erbbedingten scrupuli.
  • „Das Sitzfleisch ist die eigentliche Sünde wider den Heiligen Geist“, warnte schon Nietzsche. Vor allem aber ist es eine Sünde gegen die eigene Gesundheit, warnen die Ärzte - von der wachsenden Mehrzahl der Bevölkerung beharrlich ignoriert.
  • „Wer zu schmeicheln versteht, versteht auch zu verleumden“, sagte Napoleon, Kaiser vor eigenen Gnaden. Er musste es wissen.
  • Schweigsame Menschen haben ein Problem. Wenn sie schließlich den Mund aufmachen, erwartet man dann doch was ganz besonderes. Das ist ein Risiko, das wissen sie, und das macht sie noch schweigsamer.
  • Freude ist eine Quelle von Kraft und schafft Gelassenheit. Schadenfreude raubt uns beides.
  • Wer bei einem Steinhaufen nicht in erregte Phantasie gerät, wen er damit am liebsten bewerfen würde, der steht vermutlich nicht mitten im Aufbau seiner Karriere“ (eine Management-Berater).
T
  • „Carpe diem!“ Nutze den Tag, mahnte der römische Dichter Horaz. Und was hat man rund 2.000 Jahre später daraus gemacht? „Carpe diem noctemque“! Allerdings ist das der individuellen Deutung überlassen, ob man die Nacht zur Arbeit oder zu was anderem nutzen soll.
  • Wer zu tief denkt, kann auch tief fallen, jedenfalls im Meinungsbild seines überforderten Umfeldes.
  • Ob der Teufel einem Irrtum aufsitzt, wenn er glaubt, die Menschen noch schlechter machen zu können als sie ohnehin schon sind, bleibt eine offene Frage. Der österreichische Schriftsteller und Satiriker Karl Kraus warnte den Teufel jedenfalls vor falschem Optimismus.
U
  • Wer sich unbeliebt macht, wird zumindest wahrgenommen.
  • Er fuhr stets auf der Überholspur des Lebens. Auf der Überholspur der Autobahn aber war es plötzlich zu Ende (interne Todesanzeige für den engeren Freundeskreis).
  • Die Leute werden zwar immer älter, aber auch immer ungeduldiger. Sogar die spektakulären Erfolge der modernen Medizin kommen ihren drängenden Wünschen nicht mehr nach. Das ist riskant. Es fehlt an Realitätssinn, Demut, Dankbarkeit und damit jener gesundheitlichen Stabilität, die jeder unkritisch vom Schicksal einfordert (ein alter Hausarzt).
  • Übermacht kommt sich irgendwann selber über vor. Man muss abwarten können.
  • Wenn man die Übermacht respektiert, verliert sie an Macht.
  • Unglück - schon das Wort lässt erschaudern. Was fällt einem nicht dazu alles an Beispielen ein: unerwartet, ungerecht, trostlos, tragisch. Und was sagen die antiken Denker dazu? „Das Unglück ändert nicht den Charakter eines starken Menschen“ (Seneca). Denn „Unglück zeigt die wahre Größe“ (Plinius) und - wohl dem, der sich daran halten kann - „Unglück bringt die Religion wieder in Erinnerung“ (Livius). Denn „auch im größten Unglück ist man nicht vom Untergang bedroht“ (Horaz). Und schließlich Tacitus: „Obwohl ich schon viel Unglück erlebt habe, stelle ich fest, dass auch das Glück nicht weniger gefährlich ist“. Außerdem sollte die unangenehme Erkenntnis nicht vergessen werden: „Wer zu viel Glück hat ist nicht weit vom Untergang“ (Publilius Syrus). Wer sich an der ungerechten Verteilung von Gütern, ja von Geist, körperlichen Vorteilen und schicksalhaften Einflüssen stört, den möge der Satz von Seneca in seinen Epistolae morales trösten: „Die Asche macht alle gleich: verschieden werden wir zwar geboren, im Tod sind wir jedoch alle gleich“.
  • Unzufriedene Kunden sind lästig, als Verbesserungs-Quelle aber mitunter nicht verzichtbar.
  • Für jemand, der seinen Frust loswerden will, beispielsweise in sinnlosen Diskussionen, es allerdings aus strategischen Gründen lieber für sich behalten sollte, gibt es wenigstens einen Seufzer in Latein: aliena loqui. Heißt so viel wie: Hier wird wieder einmal Unsinn geredet.
V
  • In der Verschwendung liegt auch ein Körnchen Kreativität. Man muss es halt finden.
  • Verleumdung aus der Gruppe heraus suggeriert scheinbare Sicherheit. Aber eine Gruppe hält selten dicht.
W
  • Man muss Wahrheiten sagen können und Wahrheiten verschweigen können und man muss lernen, unterscheiden zu können.
  • Wissen ist Macht“, macht aber auch Unruhe.
  • Ein freundliches Wort zusammen mit einem geladenen Gewehr erreicht mehr als ein freundliches Wort allein ... (offenbar alte Cowboy-Weisheit aus dem Wilden Westen).
  • Es ist der Arzt, der dem Depressiven therapeutisch helfen soll. Aber es sind die Menschen im Umfeld eines Schwermütigen, die fast noch mehr bewirken können. Aber wie, werden sie fragen. Es ist Goethe, der ihnen einen Vierzeiler anbietet und auf Grund seiner eigenen Stimmungsschwankungen sicher wusste, was hilft: „Wenn der schwer Gedrückte klagt: / Hülfe, Hoffnung sei versagt, / bleibet heilsam fort und fort / Immer noch ein freundlich Wort.“
  • Woher der Wind weht, registriert man nur an der Front. Am Schreibtisch sicher nicht (alte Geschäftsführer-Regel).
  • Seltsam: Der Ausruf „um Gottes Willen!“ ist eigentlich ein Ausdruck höchster Resignation, ja Verzweiflung. Vertrauen, Hoffnung, sich in Gottes Hand zu begeben, schwingt da eigentlich nicht so recht mit.
  • „In den Wäldern findest Du mehr als in Büchern. Hölzer und Steine lehren, was Du von Lehrern nicht zu hören bekommst“. So der Klostergründer und Gelehrte Bernhard von Clairvaux in seinen Epistulae. Das gilt auch heute noch, und zwar mehr denn je. Diese Lehre liegt zwar auf einer anderen Ebene wie Bücher, Bilder und digitale Medien. Aber wer gelernt hat sie zu nutzen - das eine tun, das andere nicht lassen -, der kann aus diesem direkten Kontakt sogar innerseelische Vorteile ziehen, die stets verfügbar und die ihm nie mehr zu nehmen sind.
X / Y / Z
  • „Es stolpern mehr Menschen über ihre Zunge als über ihre Füße“, mahnt eine chinesische Weisheit. Und nicht zu vergessen: über die unbedachten Produkte ihrer Feder, ihrer Tastatur der Schreibmaschine und des PCs oder Smartphones; vor allem wenn man den modernen Kommunikations-Stil von letzteren einbezieht.
  • Es gibt nichts Empfindlicheres als ein Ironiker und nichts Gefährlicheres als ein Zyniker, dem man einmal mit einem kleinen Späßchen selber ans Leder gehen will. Vorsicht!
  • Eine Pflanze, die oft versetzt wird, wird nicht stark“, mahnte schon Seneca vor über zweitausend Jahren in seinen Epistolae morales. Eine Erkenntnis, die sicher so manchem modernen Kosmopoliten mit Zwangs-Mobilität zu denken gibt (falls er sich das beruflich überhaupt leisten kann).