Teil 3

Erwähnte Themen:

A
  • Aphoristiker mit Leib und Seele - nicht zu beneiden (ein eben solcher).
  • Die Macht des Aberglaubens ist nicht zu unterschätzen, weder gesellschaftlich, noch gesundheitlich.
  • Das Alter kommt nicht überraschend, man hat nur zu lange weggeschaut.
  • Früher waren viele Ärzte auch künstlerisch tätig; der Arbeitstag war hart, aber die Muse wurde nicht vernachlässigt. Heute findet man das kaum mehr. Die Gründe sind vielfältig, aber die Folgen nicht erfreulich, für Arzt und sogar Patienten.
  • Manche verdienen viel - außer Achtung.
  • „Der alte Arzt spricht Latein, der junge Englisch und der gute Arzt spricht die Sprache des Patienten“. Eine der treffendsten Aphorismen über diese Berufssparte, von Gerhard Kocher.
  • Jeder altert anders, aber das Endergebnis ist dann doch erstaunlich gleich.
  • Der moderne Arbeitnehmer schafft nicht nur mehr als er müsste, er ist inzwischen auch immer häufiger außerhalb seiner Arbeitszeit erreichbar. Die Sklaverei fasst wieder Fuß.
  • Alkohol ist eine Göttergabe. Manche aber machen ihn zum Komplizen von Peinlichkeit, Fehlverhalten, Übergriffen, ja Krankheit. Hat das die Göttergabe verdient?
  • Ablenkung ist auch Lenkung - in die falsche Richtung.
B
  • Das Bad in der Menge ist für die Jugend ein Whirlpool, im mittleren Alter ein Langstrecken-Schwimmen, im höheren droht der Ertrinkungstod.
  • Brunze nicht gegen den Wind“! Bewährte strategische Lebens-Empfehlung auf der Grundlage eines alten deutschen Sprichworts.
  • Wer im Krankenhaus liegt und mit seinem Schicksal hadert, muss nur warten, bis er einen neuen Bett-Nachbarn bekommt. Dann kann es sein, das er wieder mit seinem eigenen Leiden ganz zufrieden ist.
  • Wer ohne ernste Folgen hinfällt, sollte ruhig erst einmal den neuen Blickwinkel nutzen (ein Senior mit Humor).
C
  • Carpe diem (Horaz) - das kennen wir. Die moderne Version heißt aber: Carpe diem noctemque: Nutze den Tag, aber vergiss die Nacht nicht.
D
  • Wer kann was Dummes, wer was Kluges denken“, das nicht die Vorwelt schon gedacht“, lässt Goethe seinen Faust sagen. Und wer es antik will, zitiert Terenz (Eunuchus 41): „Nullum est iam dictum, quod non sit dictum prius“. Nichts ist jemals gesagt worden, was andere nicht schon früher gesagt hätten. Eine Erkenntnis also, die man sich nicht oft genug vor Augen halten sollte, wenn einem scheinbar etwas Bedeutendes einfällt.
  • Heute will keiner mehr zuhören, heute will jeder diskutieren.
  • Ob die Dummheiten des Lebens tatsächlich so dumm waren, lässt sich vor allem rückwirkend entscheiden. Distanz schafft Durchblick.
  • Der Arzt behandelt die körperlichen Gebrechen, der Dichter die seelischen Schmerzen. So war es vor allem früher, und das war nicht die schlechteste Psychotherapie.
  • Zu durchgeistigt bleibt ungenutzt.
  • Wer nur dunkel redet, sollte auch wie im Dunklen behandelt werden: vorsichtig.
  • Demut hilft alt werden, strategische Demut.
  • Man kann dagegen sein, man kann dafür sein. Aber man sollte nicht grundsätzlich dagegen sein, dass andere dafür sind.
  • Wer zufrieden sein will, muss Dankbarkeit lernen. Kann man.
E
  • Wer weiß, dass er getäuscht wird, wird nicht getäuscht - höchstens enttäuscht.
  • „Wer sucht, der findet“ - auch mal die Erkenntnis, dass es so nicht geht.
  • Auf dem schon lodernden Feuerstoß bemerkte der böhmische Reformator Johannes Hus (1370-1415) zu einem alten Weiblein, das in seinem religiösen Eifer (oder Fanatismus?) noch ein Zweiglein in die Flammen warf: „O sancta simplicitas!“ Ein Seufzer, den man auch heute noch praktisch ununterbrochen in die Welt schicken könnte, an Gründen fehlt es nicht: „Oh Heilige Einfalt!“
  • Nur wer Erfahrungen zu machen gewillt ist, kann erfahren werden. Wer sich drückt, wird auch nach einem langen Leben im Alter nicht kenntnisreicher. Erfahrung schafft Bildung, Bildung fördert Erfahrung. Das Ergebnis ist ein seelischer, geistiger, körperlicher und psychosozialer Vorsprung in jeder Zeit und Gesellschaft.
F
  • „Sage zu Dir in der Morgenstunde: Heute werde ich mit unbedachtsamen, undankbaren, unverschämten, betrügerischen, neidischen und ungeselligen Menschen zusammentreffen. Doch alle diese Fehler sind Folge ihrer Unwissenheit hinsichtlich des Guten und des Bösen“. Könnte von einem belesenen Management-Trainer stammen. Stammt aber von Marc Aurel, römischer Imperator und Philosoph zugleich, der es politisch und militärisch in der Tat nicht leicht hatte, aber wunderbare Lebens-Weisheiten vermittelte.
  • Manchmal ist zur Besserung einer schwierigen Lage ein guter Freund hilfreich, ein ehrlicher Feind aber bisweilen noch effektiver.
  • Wer aus den Fehlern anderer lernen kann, hat einen preiswerten Vorsprung.
  • Das Dilemma der Frauen im mittleren Lebensalter: Wenn die Kinder langsam aus dem Hause gehen, die alten Eltern aber zunehmend Betreuung erfordern.
  • „Die Form ist ein Teil des Inhalts“. Das stimmt. Die Form kann aber auch den Inhalt erdrücken.
G
  • „Kein Glück zu brauchen ist Glück“, so Seneca vor über 2.000 Jahren in seiner Schrift De providentia. Ein kurzer Satz; aber je länger man darüber nachdenkt, desto treffender. „Denn was das Glück Dir gibt, gehört Dir nicht“.
  • Wer sich für ein Genie hält, kann sich gehen lassen. Er muss nur darauf achten, dass ihn auch andere für ein Genie halten.
  • Wer gehört werden will, muss laut sprechen. Wer geistig genutzt werden will, muss sich verständlich ausdrücken.
  • Spricht ein Politiker geschraubt-undurchsichtig, wird jeder misstrauisch. Tut das ein Künstler oder Wissenschaftler, zieht alles den Hut. Falsch.
  • Geld ist wie Dünger, hieß es schon früher. Dünger im Depot nutzt wenig, Dünger auf dem Feld dagegen viel. Und so soll auch Geld zirkulieren, meinte schon vor rund einem halben Jahrtausend sinngemäß der Philosoph und englische Lordkanzler Francis Bacon.
  • Kann auch Gesundheit ansteckend sein? Schön wär's.
  • Der moderne Galeeren-Sklave ist auch außerhalb seiner Arbeitszeit digital erreichbar.
H
  • Heiterkeit macht einfallsreich.
  • Wer dauernd hochaktiv ist, verdient viel. Später aber wohl eher seine Ärzte und Psychotherapeuten.
I / J
  • Intelligenz kann sehr hinderlich sein, bei anderen.
  • Wer Ideen hat braucht kein Marketing.
  • Schon der Kirchenvater Augustinus warnte vor rund eineinhalb Tausend Jahren, dass die Mathematiker mit dem Teufel im Bunde seien und den Geist der Menschen trübten. Das kann den Informatikern von heute nicht gefallen.
  • Jahre lehren mehr als Bücher“, meinte schon Aristoteles. Aber Bücher helfen Lehrjahre verkürzen.
K
  • Kreativität entsteht aus der Stille. Wer also Innovationen will, muss Stille, eben kreative Ruhe gewähren; sich oder seinen Mitarbeitern, je nachdem, von wem er was will. Diese Erkenntnis ist alt, wird aber weder von den Menschen für sich selber, noch von den Vorgesetzten für ihre Mitarbeiter so recht genutzt.
  • „Mische Komplimente unter Deinen Tadel“, hieß es schon in der Antike. In der Tat: Nicht nur strategisch raffiniert, auch psychologisch sinnvoll. Der Getadelte fällt - je nach Wesensart, Position und Anlass - nicht in sich zusammen oder reagiert gereizt bis aggressiv. Nein, er muss gestehen, dass an dem Vorwurf vielleicht etwas dran sein könnte, denn von dem Lob erhofft er sich ja das Gleiche.
  • Wer Geld verliert, aber an Klugheit gewinnt, hat nicht alles verloren.
  • Einen Klassiker zu loben, adelt. Man braucht ihn nicht einmal gelesen zu haben.
  • Freude kann man teilen, Kummer, Ärger und Sorgen gehören einem allein.
  • „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“. In technischer Hinsicht sicher ja, in zwischenmenschlicher sollte man sorgfältiger abwägen.
  • Konferenzen ohne Frischluftzufuhr sind Brutstätten ineffektiven Dösens. Lässt sich leicht nachweisen. Ein Blick rundherum genügt.
L
  • Leute, die uns gleichgültig sind, können ihre Position trotzdem verbessern: Sie müssen uns loben.
  • „Gehen - gehen - gehen, reden - reden - reden, wenig - wenig essen“. Ein komisches Lebensmotto einer Hundertjährigen. Oder vielleicht doch nicht?
  • „Sage mir, wer Dich lobt, und ich sage Dir, wer Dich belügt“. Das stammt von einer berühmten amerikanischen First Lady und beschreibt den ganzen Jammer - und zwar nicht nur dieser Person, sondern auch dieser Position.
  • „Um sich frei zu fühlen, gibt es eine einfache Regel: Zieh' nicht an der Leine!“ Ein kluger Rat von Hans Krailsheimer, der sich vor allem in schwer korrigierbaren Situationen gesundheits-erhaltend und lebens-verlängernd bewährt.
M
  • Von Hans-Horst Skupy stammt die treffende Umschreibung von Midlife-Crisis: „Mitleid crisis“. Tut zwar weh, aber es ist was dran.
  • Wer den Mund hält, kann im Rückblick mit besonderer Aufmerksamkeit rechnen: „Was hat er nicht gesagt?“
  • Alter Mediziner-Witz, der sich aber leider nicht immer umsetzen lässt: Patientin trifft ihren Hausarzt auf dem Marktplatz und klagt ihm ihre Symptome. Arzt pflichtbewusst aber ungerührt: „Bitte machen Sie sich frei!“
  • Wenn man wüsste, was so mancher Großer seines Faches oder Standes zu verkraften hat, würde man sich seiner Missgunst schämen.
  • Wer missgestimmt ist, muss sich genau überlegen, vor wem.
N
  • Überraschendes Telefonat: Wir sind gerade in Eurer Nähe; wir kommen mal schnell vorbei. Manche schrecken auch vor keiner Drohung zurück.
  • „Raste nie, doch haste nie, sonst haste die Neurasthenie“! Alter Schüttelheim von O. E. Hartleben, der auch heute noch gerne von Psychologen und Psychiatern genutzt wird, um die selbst gebahnte Nervenschwäche hinauszuzögern ...
O
  • Viel um die Ohren“ macht entweder taub oder Tinnitus.
P
  • Im Alter den Platz räumen kann auch die Lebenserwartung erhöhen.
R
  • Respekt bringt mehr als Bewunderung .
  • Die Schwäche des Alters als strategische Ruhe empfinden, das ist die Lösung.
S
  • „Dein Schweigen ist so tiefsinnig, dass man wünscht, es möge niemals enden“. So der unvergleichliche Komiker und Volkssänger Karl Valentin, was man sich für bestimmte Situationen und Kandidaten merken sollte. Humor als Selbsttherapie.
  • Nicht alles, was Spaß macht, ist erlaubt. Alte Erkenntnis, die man aber auch umdrehen kann: Nicht alles, was erlaubt ist, macht Spaß.
  • „Jeder denkt nur an sich; nur ich denke an mich ...“ Dieser originelle Sponti-Spruch hat schon einen antiken Vorgänger: „Jedes Lebewesen liebt sich vor allem selber“ (Cicero).
  • Im Alter lassen alle Sinne nach, ausgenommen der Starrsinn“. Autor unbekannt, aber überaus treffend beobachtet.
  • „Früher starb man ohne Ärzte, später wegen der Ärzte und heute trotz der Ärzte“ (Charles Tschopp). Allerdings inzwischen fast doppelt so alt wie noch vor rund hundert Jahren.
  • Freude kommt in Schüben, Kummer kommt in Stößen, das Schicksal nimmt keinen ausgeglichenen Verlauf.
  • Schreib es auf! Wenn es nichts genützt hat, ist es ein Stück Papier. Wenn es genützt hätte, aber vergessen wurde, ist es ein ärgerlicher Verlust.
  • Wer einen natürlichen Stil schreibt, den alle verstehen, muss schon groß sein; sonst nimmt ihn niemand ernst.
T
  • „Alter schützt vor Torheit nicht“. Wenn es anders wäre, wäre es noch deprimierender.
  • Wer den Teufel ohne Schwanz und mit zwei gesunden Füßen verkaufen kann, der ist ein Meister der Werbung.
U
  • Man kann zwar eine Nacht nutzlos grübelnd verbringen. Das ist ärgerlich und kostet Kraft, sinnlos. Aber es hieß auch schon früher: „Nox consilium dabite“: Die Nacht bringt Rat. Oder kurz und auf Deutsch: Das Problem einmal überschlafen, sprich: mit kreativen Pausen.
  • Gewissheit ist hart; Unsicherheit härter.
  • Urlaub im Akkord. Eine moderne Variante von Arbeits-Stress.
  • „Wenn manches Ungeborene wüsste, was es im späteren Leben erwartet, es bliebe im Mutterleib“ (Ausspruch einer alten Hebamme).
  • „Wer überall ist, ist nirgends“, erkannte schon vor über zweitausend Jahren Seneca (Epistulae morales). Und das gilt heute mehr denn je. Es betrifft nicht nur die Berufsreisenden, die meist an- und rasch wieder abreisen (müssen) und außer Hotels und Konferenzsälen nichts gesehen haben. Es betrifft auch den modernen Touristen (vor allem ab dem Pensionärsalter?), der problemlos überallhin gekarrt werden kann, aber schließlich kaum noch zu verarbeiten weiß, was er alles kurzfristig und geballt konsumiert haben sollte. Eben: Wer überall war, war nirgends.
V
  • Alle wollen ans Licht; aber im Verborgenen lebt sich's leichter.
  • Wer Vergnügen an seiner Arbeit hat, wird trotz schmaler Bezahlung besser honoriert.
  • Es stimmt: Immer wenn im höheren Lebensalter ein Bekannter gleichen Jahrgangs verstirbt, herrscht erst Betroffenheit, dann eine gewisse Belebung, ja Aktivität, was man eigentlich selber schon lange nochmals machen wollte.
  • Wenn sich die Alten krampfhaft „verjüngen“, gehen sie an den Vorteilen des Alters vorbei.
  • „Möge Dich die nächste Ampel zur Vernunft bringen“. Stoßseufzer gejagter Verkehrsteilnehmer bei Dränglern und riskanten Überholern.
  • Wer bei den heutigen Verkehrsverhältnissen zu einer Verabredung zu früh kommt, irritiert; wer zu spät kommt, verstimmt; wer rechtzeitig kommt, verwundert.
  • Wer sich dem Vergessenen widmet, muss sich auf ungeahnte Schätze gefasst machen.
W
  • Was man widerwillig erledigt, gewinnt an Schwierigkeits-Graden.
  • Weise wird man nicht durch Zufall, mahnte schon Seneca vor zwei Jahrtausenden. Mühsal ist angezeigt.
  • „Wer die Wahrheit sagt, braucht ein „schnelles Pferd“, wussten schon die alten Chinesen und bestätigten später die Araber. „Wer die Welt erhellt, wird mit Dreck beworfen“, so eine andere Erkenntnis.
  • Viele wissen nicht, was sie wollen - bis man es ihnen verbietet.
  • Wenn man das, was man als älterer Mensch alles vergisst, bezahlt bekäme - man würde Millionär.
  • Die Welt ist nicht schlechter geworden als früher. Nur erfährt man jetzt alles zeitnah aus dem hintersten Winkel. Wissen das belastet.
X / Y / Z
  • Zeitvernichtungs-Programme auf dem Handy können nur Jugendliche verkraften.
  • Was schon früher geklagt wurde, ist heute noch drängender: Wer durchgehend keine Zeit hat, wird irgendwann krank. Solchen bedrohten Patienten müsste man Uhr, Kalender, Smartphone beschlagnahmen und Ruhezeiten, Regeneration, Phasen des Nachdenkens rezeptieren. Aber wer kann das schon durchsetzen. Der gehetzte Arzt übrigens auch nicht.
  • „Der Spötter sucht Weisheit und findet sie nicht“ (Sper 14,6). Ein biblischer Hinweis auf alle Ironiker und Zyniker.
  • „Wer stets behauptet, er habe keine Zeit“, die Zeit vergehe wie im Fluge, er wisse gar nicht, wo die Zeit bleibe, mache einfach ein kleines Experiment: Er setze sich von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang einfach irgendwo hin, wo nichts geschieht. Und er tue nichts, rein gar nichts. Er beobachte nur die Zeit - wie lange sie sein kann und wieviel man davon hat, täglich (einer, der es ausprobiert hat).