A
- Aphoristiker
mit Leib und Seele - nicht zu beneiden (ein eben solcher).
-
Die Macht des Aberglaubens ist nicht zu unterschätzen,
weder gesellschaftlich, noch gesundheitlich.
- Das Alter
kommt nicht überraschend, man hat nur zu lange weggeschaut.
- Früher
waren viele Ärzte auch künstlerisch tätig; der Arbeitstag
war hart, aber die Muse wurde nicht vernachlässigt. Heute findet
man das kaum mehr. Die Gründe sind vielfältig, aber die Folgen
nicht erfreulich, für Arzt und sogar Patienten.
- Manche
verdienen viel - außer Achtung.
-
„Der alte Arzt spricht Latein, der junge Englisch
und der gute Arzt spricht die Sprache des Patienten“. Eine
der treffendsten Aphorismen über diese Berufssparte, von Gerhard
Kocher.
- Jeder altert anders, aber
das Endergebnis ist dann doch erstaunlich gleich.
-
Der moderne Arbeitnehmer schafft nicht nur mehr als er
müsste, er ist inzwischen auch immer häufiger außerhalb seiner
Arbeitszeit erreichbar. Die Sklaverei fasst wieder Fuß.
- Alkohol
ist eine Göttergabe. Manche aber machen ihn zum Komplizen von
Peinlichkeit, Fehlverhalten, Übergriffen, ja Krankheit. Hat das
die Göttergabe verdient?
- Ablenkung
ist auch Lenkung - in die falsche Richtung.
B
-
Das Bad in der Menge ist für die Jugend ein Whirlpool, im
mittleren Alter ein Langstrecken-Schwimmen, im höheren droht der
Ertrinkungstod.
-
„Brunze nicht gegen den Wind“! Bewährte
strategische Lebens-Empfehlung auf der Grundlage eines alten
deutschen Sprichworts.
-
Wer im Krankenhaus liegt und mit seinem Schicksal hadert, muss
nur warten, bis er einen neuen Bett-Nachbarn bekommt. Dann
kann es sein, das er wieder mit seinem eigenen Leiden ganz
zufrieden ist.
-
Wer ohne ernste Folgen hinfällt, sollte ruhig erst einmal den neuen
Blickwinkel nutzen (ein Senior mit Humor).
C
-
Carpe diem (Horaz) - das kennen wir. Die moderne Version
heißt aber: Carpe diem noctemque: Nutze den Tag, aber vergiss die
Nacht nicht.
D
- Wer
kann was Dummes, wer was Kluges denken“, das nicht
die Vorwelt schon gedacht“, lässt Goethe seinen Faust
sagen. Und wer es antik will, zitiert Terenz (Eunuchus 41):
„Nullum est iam dictum, quod non sit dictum prius“.
Nichts ist jemals gesagt worden, was andere nicht schon früher
gesagt hätten. Eine Erkenntnis also, die man sich nicht oft genug
vor Augen halten sollte, wenn einem scheinbar etwas Bedeutendes
einfällt.
-
Heute will keiner mehr zuhören, heute will jeder diskutieren.
- Ob
die Dummheiten des Lebens tatsächlich so dumm waren, lässt
sich vor allem rückwirkend entscheiden. Distanz schafft
Durchblick.
- Der
Arzt behandelt die körperlichen Gebrechen, der Dichter die
seelischen Schmerzen. So war es vor allem früher, und das war
nicht die schlechteste Psychotherapie.
-
Zu durchgeistigt bleibt ungenutzt.
-
Wer nur dunkel redet, sollte auch wie im Dunklen behandelt
werden: vorsichtig.
- Demut
hilft alt werden, strategische Demut.
-
Man kann dagegen sein, man kann dafür sein. Aber man
sollte nicht grundsätzlich dagegen sein, dass andere dafür sind.
-
Wer zufrieden sein will, muss Dankbarkeit lernen. Kann
man.
E
-
Wer weiß, dass er getäuscht wird, wird nicht getäuscht -
höchstens enttäuscht.
-
„Wer sucht, der findet“ - auch mal die Erkenntnis,
dass es so nicht geht.
- Auf
dem schon lodernden Feuerstoß bemerkte der böhmische Reformator
Johannes Hus (1370-1415) zu einem alten Weiblein, das in seinem
religiösen Eifer (oder Fanatismus?) noch ein Zweiglein in die
Flammen warf: „O sancta simplicitas!“ Ein Seufzer,
den man auch heute noch praktisch ununterbrochen in die Welt
schicken könnte, an Gründen fehlt es nicht: „Oh Heilige Einfalt!“
-
Nur wer Erfahrungen zu machen gewillt ist, kann erfahren
werden. Wer sich drückt, wird auch nach einem langen Leben im
Alter nicht kenntnisreicher. Erfahrung schafft Bildung, Bildung
fördert Erfahrung. Das Ergebnis ist ein seelischer, geistiger,
körperlicher und psychosozialer Vorsprung in jeder Zeit und
Gesellschaft.
F
-
„Sage zu Dir in der Morgenstunde: Heute werde ich mit
unbedachtsamen, undankbaren, unverschämten, betrügerischen,
neidischen und ungeselligen Menschen zusammentreffen. Doch alle
diese Fehler sind Folge ihrer Unwissenheit hinsichtlich
des Guten und des Bösen“. Könnte von einem belesenen
Management-Trainer stammen. Stammt aber von Marc Aurel, römischer
Imperator und Philosoph zugleich, der es politisch und
militärisch in der Tat nicht leicht hatte, aber wunderbare
Lebens-Weisheiten vermittelte.
- Manchmal
ist zur Besserung einer schwierigen Lage ein guter Freund
hilfreich, ein ehrlicher Feind aber bisweilen noch
effektiver.
-
Wer aus den Fehlern anderer lernen kann, hat einen
preiswerten Vorsprung.
- Das Dilemma der Frauen
im mittleren Lebensalter: Wenn die Kinder langsam aus dem Hause
gehen, die alten Eltern aber zunehmend Betreuung erfordern.
-
„Die Form ist ein Teil des Inhalts“. Das
stimmt. Die Form kann aber auch den Inhalt erdrücken.
G
-
„Kein Glück zu brauchen ist Glück“, so Seneca
vor über 2.000 Jahren in seiner Schrift De providentia. Ein
kurzer Satz; aber je länger man darüber nachdenkt, desto
treffender. „Denn was das Glück Dir gibt, gehört Dir
nicht“.
- Wer sich
für ein Genie hält, kann sich gehen lassen. Er muss nur
darauf achten, dass ihn auch andere für ein Genie halten.
- Wer
gehört werden will, muss laut sprechen. Wer geistig
genutzt werden will, muss sich verständlich ausdrücken.
-
Spricht ein Politiker geschraubt-undurchsichtig, wird
jeder misstrauisch. Tut das ein Künstler oder Wissenschaftler,
zieht alles den Hut. Falsch.
- Geld
ist wie Dünger, hieß es schon früher. Dünger im Depot nutzt
wenig, Dünger auf dem Feld dagegen viel. Und so soll auch Geld
zirkulieren, meinte schon vor rund einem halben Jahrtausend
sinngemäß der Philosoph und englische Lordkanzler Francis Bacon.
-
Kann auch Gesundheit ansteckend sein? Schön wär's.
- Der moderne
Galeeren-Sklave ist auch außerhalb seiner Arbeitszeit digital
erreichbar.
H
- Heiterkeit
macht einfallsreich.
- Wer
dauernd hochaktiv ist, verdient viel. Später aber wohl
eher seine Ärzte und Psychotherapeuten.
I / J
- Intelligenz
kann sehr hinderlich sein, bei anderen.
- Wer Ideen
hat braucht kein Marketing.
-
Schon der Kirchenvater Augustinus warnte vor rund eineinhalb
Tausend Jahren, dass die Mathematiker mit dem Teufel im Bunde
seien und den Geist der Menschen trübten. Das kann den Informatikern
von heute nicht gefallen.
- „Jahre
lehren mehr als Bücher“, meinte schon Aristoteles. Aber
Bücher helfen Lehrjahre verkürzen.
K
- Kreativität
entsteht aus der Stille. Wer also Innovationen will, muss Stille,
eben kreative Ruhe gewähren; sich oder seinen Mitarbeitern, je
nachdem, von wem er was will. Diese Erkenntnis ist alt, wird aber
weder von den Menschen für sich selber, noch von den Vorgesetzten
für ihre Mitarbeiter so recht genutzt.
-
„Mische Komplimente unter Deinen Tadel“, hieß
es schon in der Antike. In der Tat: Nicht nur strategisch
raffiniert, auch psychologisch sinnvoll. Der Getadelte fällt - je
nach Wesensart, Position und Anlass - nicht in sich zusammen oder
reagiert gereizt bis aggressiv. Nein, er muss gestehen, dass an
dem Vorwurf vielleicht etwas dran sein könnte, denn von dem Lob
erhofft er sich ja das Gleiche.
- Wer
Geld verliert, aber an Klugheit gewinnt, hat nicht alles
verloren.
- Einen
Klassiker zu loben, adelt. Man braucht ihn nicht einmal gelesen
zu haben.
- Freude
kann man teilen, Kummer, Ärger und Sorgen gehören einem
allein.
-
„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“. In
technischer Hinsicht sicher ja, in zwischenmenschlicher sollte
man sorgfältiger abwägen.
-
Konferenzen ohne Frischluftzufuhr sind Brutstätten
ineffektiven Dösens. Lässt sich leicht nachweisen. Ein Blick
rundherum genügt.
L
- Leute,
die uns gleichgültig sind, können ihre Position trotzdem
verbessern: Sie müssen uns loben.
-
„Gehen - gehen - gehen, reden - reden - reden, wenig -
wenig essen“. Ein komisches Lebensmotto einer
Hundertjährigen. Oder vielleicht doch nicht?
-
„Sage mir, wer Dich lobt, und ich sage Dir, wer Dich belügt“.
Das stammt von einer berühmten amerikanischen First Lady und
beschreibt den ganzen Jammer - und zwar nicht nur dieser Person,
sondern auch dieser Position.
-
„Um sich frei zu fühlen, gibt es eine einfache Regel: Zieh'
nicht an der Leine!“ Ein kluger Rat von Hans
Krailsheimer, der sich vor allem in schwer korrigierbaren
Situationen gesundheits-erhaltend und lebens-verlängernd bewährt.
M
- Von Hans-Horst Skupy stammt die
treffende Umschreibung von Midlife-Crisis: „Mitleid
crisis“. Tut zwar weh, aber es ist was dran.
- Wer den Mund
hält, kann im Rückblick mit besonderer Aufmerksamkeit rechnen:
„Was hat er nicht gesagt?“
-
Alter Mediziner-Witz, der sich aber leider nicht immer
umsetzen lässt: Patientin trifft ihren Hausarzt auf dem
Marktplatz und klagt ihm ihre Symptome. Arzt pflichtbewusst aber
ungerührt: „Bitte machen Sie sich frei!“
- Wenn
man wüsste, was so mancher Großer seines Faches oder Standes zu
verkraften hat, würde man sich seiner Missgunst schämen.
-
Wer missgestimmt ist, muss sich genau überlegen, vor wem.
N
-
Überraschendes Telefonat: Wir sind gerade in Eurer Nähe;
wir kommen mal schnell vorbei. Manche schrecken auch vor keiner
Drohung zurück.
-
„Raste nie, doch haste nie, sonst haste die Neurasthenie“!
Alter Schüttelheim von O. E. Hartleben, der auch heute noch gerne
von Psychologen und Psychiatern genutzt wird, um die selbst
gebahnte Nervenschwäche hinauszuzögern ...
O
-
„Viel um die Ohren“ macht entweder taub oder
Tinnitus.
P
-
Im Alter den Platz räumen kann auch die Lebenserwartung
erhöhen.
R
- Respekt
bringt mehr als Bewunderung .
-
Die Schwäche des Alters als strategische Ruhe empfinden,
das ist die Lösung.
S
-
„Dein Schweigen ist so tiefsinnig, dass man wünscht,
es möge niemals enden“. So der unvergleichliche Komiker und
Volkssänger Karl Valentin, was man sich für bestimmte Situationen
und Kandidaten merken sollte. Humor als Selbsttherapie.
- Nicht
alles, was Spaß macht, ist erlaubt. Alte Erkenntnis, die
man aber auch umdrehen kann: Nicht alles, was erlaubt ist, macht
Spaß.
-
„Jeder denkt nur an sich; nur ich denke an mich ...“
Dieser originelle Sponti-Spruch hat schon einen antiken
Vorgänger: „Jedes Lebewesen liebt sich vor allem selber“
(Cicero).
- Im
Alter lassen alle Sinne nach, ausgenommen der Starrsinn“.
Autor unbekannt, aber überaus treffend beobachtet.
-
„Früher starb man ohne Ärzte, später wegen der Ärzte
und heute trotz der Ärzte“ (Charles Tschopp). Allerdings
inzwischen fast doppelt so alt wie noch vor rund hundert Jahren.
-
Freude kommt in Schüben, Kummer kommt in Stößen, das Schicksal
nimmt keinen ausgeglichenen Verlauf.
- Schreib
es auf! Wenn es nichts genützt hat, ist es ein Stück Papier.
Wenn es genützt hätte, aber vergessen wurde, ist es ein
ärgerlicher Verlust.
- Wer einen
natürlichen Stil schreibt, den alle verstehen, muss schon
groß sein; sonst nimmt ihn niemand ernst.
T
-
„Alter schützt vor Torheit nicht“. Wenn es
anders wäre, wäre es noch deprimierender.
- Wer den
Teufel ohne Schwanz und mit zwei gesunden Füßen verkaufen
kann, der ist ein Meister der Werbung.
U
-
Man kann zwar eine Nacht nutzlos grübelnd verbringen. Das ist
ärgerlich und kostet Kraft, sinnlos. Aber es hieß auch schon
früher: „Nox consilium dabite“: Die Nacht bringt Rat.
Oder kurz und auf Deutsch: Das Problem einmal überschlafen,
sprich: mit kreativen Pausen.
-
Gewissheit ist hart; Unsicherheit härter.
- Urlaub
im Akkord. Eine moderne Variante von Arbeits-Stress.
-
„Wenn manches Ungeborene wüsste, was es im späteren
Leben erwartet, es bliebe im Mutterleib“ (Ausspruch einer
alten Hebamme).
-
„Wer überall ist, ist nirgends“, erkannte
schon vor über zweitausend Jahren Seneca (Epistulae morales). Und
das gilt heute mehr denn je. Es betrifft nicht nur die
Berufsreisenden, die meist an- und rasch wieder abreisen (müssen)
und außer Hotels und Konferenzsälen nichts gesehen haben. Es
betrifft auch den modernen Touristen (vor allem ab dem
Pensionärsalter?), der problemlos überallhin gekarrt werden kann,
aber schließlich kaum noch zu verarbeiten weiß, was er alles
kurzfristig und geballt konsumiert haben sollte. Eben: Wer
überall war, war nirgends.
V
-
Alle wollen ans Licht; aber im Verborgenen lebt sich's
leichter.
- Wer
Vergnügen an seiner Arbeit hat, wird trotz schmaler
Bezahlung besser honoriert.
- Es
stimmt: Immer wenn im höheren Lebensalter ein Bekannter gleichen
Jahrgangs verstirbt, herrscht erst Betroffenheit, dann
eine gewisse Belebung, ja Aktivität, was man eigentlich selber
schon lange nochmals machen wollte.
- Wenn
sich die Alten krampfhaft „verjüngen“, gehen
sie an den Vorteilen des Alters vorbei.
-
„Möge Dich die nächste Ampel zur Vernunft bringen“.
Stoßseufzer gejagter Verkehrsteilnehmer bei Dränglern und
riskanten Überholern.
-
Wer bei den heutigen Verkehrsverhältnissen zu einer
Verabredung zu früh kommt, irritiert; wer zu spät kommt,
verstimmt; wer rechtzeitig kommt, verwundert.
- Wer
sich dem Vergessenen widmet, muss sich auf ungeahnte
Schätze gefasst machen.
W
-
Was man widerwillig erledigt, gewinnt an
Schwierigkeits-Graden.
- Weise
wird man nicht durch Zufall, mahnte schon Seneca vor zwei
Jahrtausenden. Mühsal ist angezeigt.
-
„Wer die Wahrheit sagt, braucht ein „schnelles
Pferd“, wussten schon die alten Chinesen und bestätigten
später die Araber. „Wer die Welt erhellt, wird mit Dreck
beworfen“, so eine andere Erkenntnis.
-
Viele wissen nicht, was sie wollen - bis man es ihnen
verbietet.
- Wenn
man das, was man als älterer Mensch alles vergisst,
bezahlt bekäme - man würde Millionär.
-
Die Welt ist nicht schlechter geworden als früher. Nur
erfährt man jetzt alles zeitnah aus dem hintersten Winkel. Wissen
das belastet.
X / Y / Z
-
Zeitvernichtungs-Programme auf dem Handy können nur
Jugendliche verkraften.
- Was
schon früher geklagt wurde, ist heute noch drängender: Wer
durchgehend keine Zeit hat, wird irgendwann krank. Solchen
bedrohten Patienten müsste man Uhr, Kalender, Smartphone
beschlagnahmen und Ruhezeiten, Regeneration, Phasen des
Nachdenkens rezeptieren. Aber wer kann das schon durchsetzen. Der
gehetzte Arzt übrigens auch nicht.
-
„Der Spötter sucht Weisheit und findet sie nicht“
(Sper 14,6). Ein biblischer Hinweis auf alle Ironiker und Zyniker.
-
„Wer stets behauptet, er habe keine Zeit“, die
Zeit vergehe wie im Fluge, er wisse gar nicht, wo die Zeit
bleibe, mache einfach ein kleines Experiment: Er setze sich von
Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang einfach irgendwo hin, wo nichts
geschieht. Und er tue nichts, rein gar nichts. Er beobachte nur
die Zeit - wie lange sie sein kann und wieviel man davon hat,
täglich (einer, der es ausprobiert hat).