A
- Im Alter
hallt alles lange nach. Länger als einem lieb ist.
- Wer
alles sagt, sagt gar nichts, weil alle abschalten.
- Es gibt Menschen, die
verschlucken
jede Anerkennung, jedes Lob, meinen aber, sie hätten es
ausgesprochen. Hier wird offenbar der Verstand vom Charakter
ausgebremst.
- Wer
auf dem Sessel eines hohen Amtes Platz nimmt, hat zuvor so
manches an der Garderobe abgegeben ... (Politiker-Weisheit).
B
-
Der rauschende Ball endete mit einem reichhaltigen
Frühstück am Morgen darauf, berichtete die Zeitung. Danach werden
sie wahrscheinlich alle tatkräftig zur Arbeit geschritten sein
...
- Wer
andere belehrt, wird selten geehrt.
-
Begeisterungsfähigkeit setzt geistige Beweglichkeit
voraus. Besonders im höheren Lebensalter immer schwerer zu
erwarten, aber eines der wirkungsvollsten
Selbstbehandlungs-Strategien gegen die gefürchtete Demenz.
-
Wer sieht was im Wald? Der Autofahrer praktisch nichts (außer der
nächsten Kurve). Motorradfahrer noch weniger. Der Fahrradfahrer
mehr, allerdings eingeschränkt durch den Verkehr auf Asphalt und
bei Schotterwegen allemal. Der Wanderer deutlich ergiebiger - und
vor allem ruhiger. Besonders wenn er einmal inne hält (vor allem
bei Aussichtspunkten, aber die weisen ja vom Waldrand in die
Ferne). Der gemütliche Spaziergänger am meisten, besonders wenn
er es interessiert und gemächlich zugleich angehen lässt. Den
größten Gewinn aber hat jener, der mal rechts raus tritt, weil er
seine Blase entleeren muss. Was man dort während der
wenigen Sekunden alles entdecken kann, ist kaum beschreibbar. Der
biologische und zugleich psychologische Doppel-Gewinn ist
erheblich. Leider hängt er von dem erwähnten Blasendruck ab, ist
also zahlen- und zeitmäßig recht begrenzt.
-
Wer vor einem Bücherregal steht, sieht nichts, aber spürt
die Welt. Wer ins Fernsehen schaut, sieht viel, aber spürt am
Ende gar nichts.
- Bruderkriege
gehören bekanntermaßen zu den grausamsten. Wenn also „alle
Menschen Brüder“ sein sollen, ist das empfehlenswert?
-
Bekenntnis im Kreis einer Akademiker-Elite: „Ich habe noch
kein Buch geschrieben“. Alles horcht auf ...
-
Manchmal sieht man Bäume, die hat der Sturm gefällt. Aber einige
Wurzeln krallen sich noch im Erdreich fest und versorgen den
liegenden Stamm wie früher. Und dann sprießen daraus neue Zweige
und grüne Blätter - und geben uns ein lebendes Beispiel, wie man
es machen sollte: gestürzt, am Boden, aber nicht am Ende.
C
- Die
Miene zeigt den Charakter an“, meinte Cicero,
politik-erfahrener Schriftsteller in heißer römischer Epoche des
Führungswechsels. Da ist durchaus was dran. Aber ein wenig
Lebenserfahrung, um hinter so manches perfekt trainierte
Fassaden-Gesicht zu schauen, kann nicht schaden. Hätte übrigens
auch Cicero nicht geschadet, wenn man sein grausames Ende
bedenkt.
-
Mancher Charakter sitzt auf hohem Ross, selbstbewusst,
aber sturzgefährdet.
D
- Dummheit
steckt an, sie ist hoch infektiös.
-
Krank werden ist bitter. Doch wieder gesund werden, fördert
wenigstens die Dankbarkeit - bzw. sollte.
- Es gibt auch eine
strategische
Dankbarkeit, die den Ruf der ehrlichen Dankbarkeit zu ruinieren
vermag.
-
„Wenn einer Geld hat, darf er so dumm sein, wie er
will“, soll Ovid vor rund zwei Jahrtausenden gesagt haben.
Vielleicht muss er sogar so dumm sein, damit er ...
- Es
ist wie immer im Leben: Die besten Gedanken hat man nach
der Diskussion. Kann im höheren Lebensalter zur leidvollen
Regel werden.
E
- Das
Alter spült wieder viele Erinnerungen ins Gedächtnis,
schöne, heitere, rührende, aber leider auch belastende,
peinliche, quälende. Und vor allem Letztere bleiben so unheilvoll
lange haften. Dagegen muss jeder seine eigene Abwehr-Strategie
entwickeln, am besten ausgeprägte seelische, geistige und
körperliche Tätigkeit. Hilfreich seien auch Spiritualität,
Dankbarkeit und Demut. Man kann es sich aussuchen. Probieren aber
sollte man es auf jeden Fall.
- Eitelkeit
ist zu tadeln, hat aber schon manches zuwege gebracht, was wir
heute bewundern.
- 82
Millionen Experten in Sachen Fußball, hört man die Trainer
seufzen. Und in allen anderen Gebieten das gleiche. Wer das in
lateinisch ausdrücken will, der spottet: „Tot capita, tot
sensus“ = So viele Köpfe, so viele Meinungen ...
-
Es gibt auch eine professionelle Bescheidenheit, die man als raffinierte
Eitelkeit interpretieren darf.
F
- Ob die
Facebook-Geschwätzigkeit
einmal umschlägt? Vielleicht in eine große digitale Stille?
- Faulheit
ist lebens-verlängernd. Falsch: Faulheit lässt voraltern (meinen
manche alte Hausärzte mit Langzeit-Erfahrung).
-
Frust-Kauf, Frust-Essen - man kennt diese modernen Begriffe. Und
seine Hintergründe, nämlich Frustrationen. Sprich
Enttäuschung, Langeweile, Belastung, Überforderung, unerfreuliche
Ereignisse usw. Also kompensieren Kauf oder Essen, letztlich
unnötig oder gar riskant. Man sollte es sein lassen, aber wie?
Eine Möglichkeit ist es, sich die ursprüngliche Bedeutung des
Wortes vor Augen zu halten: Frustration kommt vom lateinischen frustra,
das heißt vergebens. Es sind also frustrierte Reaktionen auf
etwas Unerfreuliches, das aber damit nicht ausgeglichen, behoben
oder gar ungeschehen gemacht werden kann. Man muss andere
Lösungen suchen. Frust lässt sich nicht durch Frust-Reaktionen
ertragbarer machen.
-
„Herr, hilf mir fasten!“ (moderne Fürbitte).
- Fähigkeiten
abzüglich Eitelkeiten ist der verbliebene Kern der
Persönlichkeit.
-
„Der beste Weg zur Gesundheit ist der Fußweg“,
heißt es im Volksmund. Und die Experten legen nach: Nur keine
großen Vorsätze, es reichen kleine Umsetzungen. Beispielsweise 30
Minuten pro Tag, hundert Schritte pro Minute. Aber wer macht das
schon ...
- Man
sollte sich schon früh an das Fernsehen gewöhnen. Später
gibt es ja auch nichts anderes mehr.
- Wer nichts zu sagen hat, muss auf
überzeugende Formulierungen achten. Überzeugende
Formulierungen!
G
-
Glücklichsein wollen alle, aber die Folgen tragen niemand.
Folgen? Sicher, nur denkt man darüber nicht tiefer nach.
-
„Da wächst Gras drüber“, sagt man. Nicht
auszudenken, was unter den harmlosesten Wiesen alles verborgen
sein könnte.
- Mit
vollem Mund spricht keiner, aber mit leerem Gehirn, da hat
niemand Bedenken.
-
Große Geister in kleinen Körpern sind bis weilen giftiger
als kleine Geister in großen Körpern ...
- Wer
körperlich müde ist, soll ruhen. Wer geistig müde ist, soll gehen,
gehen, gehen. Beides hilft, letzteres sogar überraschend
effektiv.
- In
der Tierwelt sind sicher mehr Überlebens-Nöte verbreitet als beim
Menschen, aber eines haben sie nicht: Geld-Sorgen.
- „Geiz
füllt den Beutel und leert die Seele“, sagte man früher.
Das gilt auch heute noch: volles Konto, aber gemütsarm.
H
- Handy
versklavt.
- Wenn man
etwas sehr ernstes sagen muss, kann eine Prise Humor nicht
schaden.
- Hast
ist Last.
-
Haltungsschäden konzentrieren sich auf den Rücken. Von
eben solchen im Kopf hört man selten.
- „Humor
ist die selbst gekelterte seelische Widerstandskraft“. Sehr
schöne Definition von Sigmund Graff, die nicht nur Wein-Freunden
munden dürfte.
-
„Lieber Hammer als Amboss sein“, hieß es
früher. Andererseits hört man eher von einem zersprungenen Hammer
als von einem zerborstenen Amboss.
-
„Als die Höllen-Strafe noch Einfluss hatte, war die
Rücksichtnahme im Straßenverkehr noch spürbar“ (genervter
Verkehrsteilnehmer).
I / J
-
„Wer sich über volle Straßen ärgert, sollte einfach den
Umweg über die innere Leere nehmen“ (ein
Psychotherapeut).
-
Lieber höchst informiert als tief gebildet. Stimmt zwar
nicht uneingeschränkt, hat aber schon etwas für sich.
- Es
gibt tüchtige Leute, ohne Zweifel. Allerdings jammern sie
dauernd herum und beklagen ihre hohe Belastung. Damit halbieren
sie gleichsam ihren Ruf. Sie sind unersetzlich, aber
„psychosozial (zu) teuer“. Schade.
K
- Das
zwischenmenschliche
Problem, das die modernen Kommunikations-Möglichkeiten
(z.B. Facebook-Kontakte ) aufwerfen, hat schon der römische
Schriftsteller Plinius vor rund zweitausend Jahren erkannt:
„Mimik, Gestik und Tonfall entschärfen das gesprochene
Wort; das geschriebene, das keinen solchen Ausgleich kennt, ist
der Böswilligkeit derer ausgeliefert, die es deuten“.
Wahrscheinlich kannte er die Schriften des griechischen
Philosophen Platon, der - Jahrhunderte vor ihm - mahnte:
„Dazu ist uns die Sprache gegeben, das uns die Zeichen
gegenseitigen Einverständnisses schnell erkennbar werden“.
Eben das erwähnte Problem: Die modernen Kommunikations-Techniken
und ihre fehlende Möglichkeit, persönlich sprachlich zu
modifizieren. Mit allen Konsequenzen.
-
„Kluge Bemerkungen“ muss man geschickt
platzieren, nämlich wie, wann, wo und bei wem. Sonst können sie
sich rasch als unklug erweisen.
-
„Es gibt Körpergewichte, da möchte man Orthopäde
sein, der nicht zuletzt davon lebt (ein Augenarzt).
L
- Wer
seinen Gegner auch mal lobt, lässt aufhorchen. Entweder
nackte Strategie oder vielleicht tatsächlich faire Wesensart.
- Lärm
ist Müll im Ohr.
- Wer
langweilig ist, sollte das mit Würde tun. Dann hält man
ihn vielleicht für tiefsinnig.
- Wer sich mit sich selber langweilt
- kein gutes Zeugnis.
- Wer
oft launisch ist, sollte sich das leisten können.
- Wer
zuletzt lacht, muss auch sicher sein, dass er der Letzte
ist.
- Laufbahn:
Zwischen beneiden und bemitleiden liegt manchmal nur ein schmaler
Grat.
- Eine Lüge
ist bereits im Ziel, bevor sich die Wahrheit auch nur
warmgelaufen hat. Treffende Erkenntnis von mehreren Autoren, je
nach Variation.
-
Nur große Lehrmeister alleine bringen es auch nicht:
Kaiser Nero was Seneca's Zögling ...
- Gute
Laune ist ein mentales Kapital.
- Lächle,
und es lächelt auch in Dir.
M
- Mitleid
hat keinen besonderen Ruf im gesellschaftlichen Gefüge, bis man
es selber entbehren muss.
- „Sie haben keine
Minderwertigkeitskomplexe,
sie sind minderwertig“. Alter Therapeuten-Witz, vor allem
genervten Psychiatern zugeschrieben.
- Maniker
sind verrückt, aber langweilig sind sie nicht.
-
Maßlose Mäßigkeit macht misstrauisch.
-
Der Mensch ist ein Kunstwerk der Natur. Und der Hochaltrige ein Kunstwerk
der Medizin.
-
Gute Manieren verlangen Opfer, ständig. Opfer, die nicht
honoriert werden, scheinbar.
-
Es gibt untrügliche Zeichen des definitiven Machtverlustes.
Dazu gehören beispielsweise Straßennamen und Denkmäler für
ehemalige Politiker, die umbenannt oder entsorgt werden.
- Monotonie
spart Reserven.
N
-
Gelegentlich ein Narr sein, kann ganz erholsam sein. Das
Umfeld muss es halt mitmachen.
O
- Ohren
haben die Aufgabe zu hören, aber die Zunge unterbricht sie immer
wieder.
P
- Wer
alles hat, muss auch reichlich Platz haben.
- In
seinen Pflichten aufgehen ist edel, in seinen Pflichten
untergehen die Regel.
- Pessimisten
fühlen sich jeden Tag bestätigt. Unerfreulich.
R
-
Nur wer wirklich zur Ruhe kommt, kommt auch wirklich auf
neue Ideen.
- Wenn
ein Ratschlag zu sehr (ein-)schlägt, verliert er seine
beratende Aufgabe, Funktion und vor allem Wirkung.
-
„Sie brauchen nichts zu wissen, sie sind ein reicher Mann.
Aber ich bin ein armer Teufel, mir muss was einfallen“. So
liest man bei Johann Nestroy, dem unübertroffenen Komödianten und
Philosophen zugleich. Ein anrührender Satz, der schon in der
Antike sinngemäß bestätigt wurde: Reichtum kann sich
Dummheit leisten, Armut nicht.
S
-
Einfache oder verständliche Sprache in Wort und Schrift.
Eine neue Kommunikations-Forderung, um vor allem den damit
weniger günstig Ausgestatteten entgegen zu kommen. Durchaus
löblich. Sollte allerdings eine generelle Aufforderung sein, die
jedoch schon an der Eitelkeit des (gebildeten) Menschen
scheitert.
- Er
befürchtete: es kommt eine Shitstorm. Aber es kam
schlimmer, nämlich nichts ...
-
Wer morgens in den Spiegel schaut, sollte Toleranz üben.
- „Wer
ermüdet ist, sucht Streit“, warnte schon Seneca vor rund
zweitausend Jahren in seiner De ira (bezeichnend: über den Zorn).
Treffender Hinweis, den man gut sichtbar in so manchem
Konferenzzimmer aufhängen sollte.
-
Gelegentlich sollte man die eine oder andere moralische
Schmutzecke in der eigenen Seele ausräumen (ein Theologe mit
Neigung zu bildhafter Darstellung).
- Zwischen Sturheit und
Konsequenz liegt ein breiter Graben, allerdings manchmal perfekt
getarnt.
T
- Es
ist nicht alles Temperament, was nur nervös ist.
-
„Er schaute mit vergnügten Sinnen auf das beherrschte Samos
hin“. Beginn einer Ballade von Schiller. Ob man das bei den
heutigen Touristenströmen auch so erfreut tun könnte?
- Das
Fernsehen hat auch etwas Gutes. Da die Drehbücher zunehmend von Tragödien
erfüllt sind, ist man mit seinem eigenen Leid(en) nicht mehr so
allein.
U
- Wer
sich unbeliebt macht, hat zwar wenig Freunde, wird aber
wenigstens ernst genommen.
-
Auch Unwissenheit will erworben und ständig gepflegt sein
(leise ironische Randbemerkung anlässlich eines Empfangs).
-
„Unkraut ist Grün am falschen Platz“, hieß es
früher. Nicht nur zutreffend, sondern auch freundlich und damit
versöhnlich. Nebenbei nicht nur geographisch-botanisch, sondern
auch psychosozial interpretierbar.
-
„Ich bin vielseitig ungebildet“, bekannte in
gewohnt kecker Manier Robert Musil. Und hatte damit das
ungeteilte Interesse auf seiner Seite. Man muss nur wissen wie.
V
-
Feigheit oder Vorsicht? Manchmal nur im Rückblick
beurteilbar.
- Die
Vorfreude auf ein Vergnügen kann das eigentliche Vergnügen
schon mal deutlich übertreffen.
W
-
Am besten rettet man einige untergegangene Wörter, indem
man sie als neue einführt. Keiner kennt sie mehr und originell
klingen sie auch. Dem gängigen Sprachschatz wäre es dienlich.
-
Wer in sich geht, wählt einen kurzen, aber steinigen Weg.
- „Vorne ist ein
Abgrund, hinten lauern die Wölfe“, klagte schon
Erasmus von Rotterdam. Könnte über mancher Chef- oder
Vorstands-Tür stehen.
-
„Es gibt Situationen, die muss man einfach weg-trinken.
Eine interessante Selbst-Therapie - und nicht selten.
- Würmer
sind kein Thema, dem sich der Mensch gerne widmet. Es sollte aber
zu denken geben, dass der Mensch durchaus ein Thema des Wurmes
ist, der sich nach der Grablegung abschließend seiner annimmt
(ein Zyniker, aber nicht ohne tiefere Logik ...).
- Man
muss wissen, wohin man geht. Noch wichtiger ist es zu wissen,
wohin man zu weit zu gehen droht.
-
„Mangel an Optimismus ist Mangel an Wunschkraft“,
so der römische Philosoph auf dem Kaiserthron Marc Aurel vor
zwanzig Jahrhunderten. Interessant dabei vor allem das Wort
„Wunschkraft“ als durchaus treffende Übersetzung für
eine schwer definierbare, aber hilfreiche Einstellung und damit
Fähigkeit.
X / Y / Z
- Wer
was wissen will, muss zuhören. Wer redet, erfährt nichts.
- Wer
was weiß, sollte es weitergeben. Wer nichts weiß, sollte es zugeben.
- Wer
sich über seine nachlassenden Sinnesfunktionen oder Kauwerkzeuge
beklagt, der erinnere sich an Zeiten, die noch gar nicht so lange
zurück liegen: Brillen, dick wie Lupen, Schalltrichter als
Hörgeräte, Gebisse aus Knochen oder Horn geschnitzt. Die
Betroffenen waren sogar noch froh, dass sie so etwas zur
Verfügung hatten, denn die meisten hatten gar nichts. Dagegen die
Korrektur-Möglichkeiten von heute: Meisterwerke der Technik.
Übrigens auch nicht jedem auf dieser Erde verfügbar. Ein wenig
nachdenken macht zufriedener und vielleicht sogar dankbar.