Teil 6

Erwähnte Themen:

  • Assoziationen – ausschweigen – Anlauf – Anspruchsdenken – Arzt – Ausscheiden aus dem Berufsleben – „alt und klar im Kopf“ – Buch-Widmung – Bibliothek – Bedenkenträger – Be­ziehungen – Bürokratie – Buch – Chancen – standhafter Charakter – Charme – Computer – Druck – Damokles-Schwert – Dank – Dementi – Dummheiten – charakterliche Defizite – „Ellenbogen-Gesellschaft“ – Erlebnis-Überfluss – Einschalt-Quote – „Existenz-Angst“ unserer Zeit – Einsamkeit – Führungskräfte – Feigheit – Freizeit – freuen – Frohsinn – Flut der Bücher – Frustkauf – Fernseh-Bedienung – Fremdwörter – Flüsterwitze – Glockengeläut – Geizhals – Gefälligkeit – die „Gestrigen“ – Gesundheits-Empfehlungen – Gegner – Gerüchte – „Helikopter-Eltern“ – heute – Humor – Intuition – Ignoranz – Ideen – Ironie – Kindheit – sich kurz fassen – Kürzel – Kreativität – lachhaft – Leid – fische Luft – lesen – Lesepublikum – leben – Leiden – Lebensführung – Mathematiker – Menschen – mäkeln – mediale Angebote – Neustart – Ohren – Psychosomatik – produktiv kürzen – Phantasie – Pessimist – Rudel – Respekt – reden – Rüge – sicher – schicksalhaft – Selbstgespräche – Seelenlosigkeit – Spaß haben – Smartphone – Selbstbedienungsladen – gute Taten – „verbindlich im Ton“ – TV-Geschäft – Unkraut – „Nichts für ungut“ – überarbeitet – Unzufriedenheit – Umwege – Verstand – Vegetarier – vererbt – Vorhänge – Verkehr – Wissen – Wetterhahn – Wünsche – Wesensart – Wohlstand – Zuhören – Zunge – Zwietracht – u.a.m.
A
  • „Es gibt ein paar berufliche Assoziationen in unserer Gesellschaft, die sind tief verankert, selbst dort, wo man sich seiner Toleranz brüstet: Juristen dürfen keine krummen Dinger drehen, Pfarrer dürfen nicht moralisch straucheln - und wir Ärzte dürfen keine Krankheiten bekommen (so die Erfahrung eines alten Hausarztes).
  • „Wer ausreden darf, sollte auch einmal ausschweigen“ (anonym).
  • „Tritt einen Schritt zurück, um besser Anlauf nehmen zu können“. Ein alter Ratschlag, nur selten beherzigt.
  • Anspruchsdenken und Leistungsbereitschaft gehen gern getrennte Wege.
  • Die Patienten wollen mehr Arzt und weniger Medizin. Aber das wird immer schwieriger zu bekommen sein. Die Bürokratie frisst den Arzt auf. Arzneimittel und Technik sind kein Ersatz. Es sieht schlecht aus für den Wunsch nach einem Arzt, wie sich die Patienten und übrigens auch ihre Ärzte wünschen…
  • Mit dem Ausscheiden aus dem Berufsleben sinkt das Ansehen auf einen bescheidenen Restwert. Mal abgesehen davon, dass es in vielen Fällen eine Verschleuderung von geistigem Volksvermögen ist, entspricht es in etwa dem Einkaufs-Verhalten im Alltag: Alles Wechselgeld nicht mehr einstecken, sondern wegwerfen. Ein ökonomischer Wahnsinn, den man sich nicht vorzustellen vermag. Aber in geistiger Hinsicht findet er ununterbrochen unfassbare Beispiele.
  • Alt und klar im Kopf“, die neue Nummer eins im Wunschkatalog des Lebens.
B
  • Ich widme dieses Buch meinen nahen Verwandten, Freunden und Bekannten, die sich Zeit meines Schaffens-Lebens nie für meine Arbeit interessiert haben“. Widmung eines durchaus erfolgreichen Autors am Ende seiner wissenschaftlich-schriftstellerischen Laufbahn, allerdings in einem Vorwort versteckt. Wie gesagt, gar nicht so selten. Aber im Einzelfall wohl auch ergiebiger, als wenn sich sein näheres Umfeld ständig auf seine Werke gestürzt hätte, im Positiven wie im Negativen. Was nicht immer den gewünschten anregenden, aufrichtenden (weil mitunter auch aufrichtigen?) sowie ideenfördernden Effekt hat, den sich ein Autor theoretisch wünscht.
  • Selbst das Buch mit dem stärksten Inhalt bekommt Panik vor Tierfraß, Feuchtigkeit oder gar Feuer.
  • „Achte darauf, dass Deine Bibliothek nicht klüger ist als Du selbst“, warnte schon Caecilius Balbus in seinen Sententiae in antiker Zeit. Offenbar gab es schon früher Vorzeige- oder Fassaden-Bibliotheken, zumindest aber Bücherregale voller erhabener Werke, in die noch niemand hineingeschaut hat, am wenigsten der Besitzer. Auf einer anderen Ebene sind es die Klaviere oder gar ausladenden Konzertflügel in Privatwohnungen, offen und mit Noten bestückt, die zwar dem Besucher Respekt einflößen, außer der Zugehfrau wegen der Staub-Entwicklung aber niemand im Hause beschäftigen.
  • Bedenkenträger tragen zu nichts bei.
  • Beziehungen öffnen die Tür, aber die Treppe dahinter gilt es dann selber zu bewältigen.
  • Bürokratie erwürgt Demokratie.
C
  • Chancen gibt es im Alltag nicht so selten, wie man meint. Aber entweder werden sie nicht bemerkt, oder man ist zu träge sie in Angriff zu nehmen oder hat gar Angst davor. Die Folge ist auf jeden Fall die Klage, man hätte nie und nirgends eine Chance (gehabt).
  • Wer seinen Eigensinn zu einem „standhaftem Charakter“ umzudeuten vermag, hat erst einmal Vorteile, fürs Erste. Wie gesagt: fürs Erste.
  • Charme wirkt am besten in natürlichem Ablauf. Wenn man ihn strategisch einsetzt, verblasst er gewaltig.
  • Was der Computer heute schon kann, wird er uns morgen spüren lassen (KI lässt grüßen).
D
  • Druck lähmt Effizienz.
  • Alle reden vom Damokles-Schwert. Keiner hat es je gesehen.
  • Anspruch auf Dank – unrealistische Anmaßung … ?
  • Ein Dementi eilt im Nachthemd einem erfolgreich gestarteten Gerücht hinterher.
  • Menschen, die viel Geld haben, sollen mehr Dummheiten machen. Das liegt aber nicht am Maß ihrer Dummheit, das liegt am Übermaß ihrer Mittel, die ganz andere Dimensionen der Dummheit zulassen.
  • Manche Entertainer geben hinter vorgehaltener Hand zu, dass sie es wunderbar finden, einige charakterliche Defizite ihrer Wesensart öffentlich ausleben zu dürfen und dafür auch noch bezahlt zu werden.
E
  • Mit was hat es der Ellenbogen verdient, durch den harten Begriff der „Ellenbogen-Gesellschaft“ so dikriminiert zu werden?
  • Erlebnis-Überfluss hat Erlebnis-Verlust“ zur Folge (Johannes Gross). Das findet man heute mehr denn je, und zwar nicht nur bei der gerne gescholtenen jungen Generation.
  • Je abgesicherter, desto sorgenreicher. Mit der vielschichtigen Existenzangst des modernen Menschen kann man Geld machen, es ernährt ganze Wirtschaftszweige. Das beginnt mit Essen, Trinken, Schlafen, setzt sich fort mit Aus-, Weiter- und Fortbildung, Beruf, Reisen, Unerwartetem in jeder Hinsicht, kurz: Die heutige Existenz ist voller Gefahren und muss abgesichert werden, soweit es geht. Wenn es zur Seelenruhe beitragen würde, gut. Aber das tut es nicht, es zieht immer weitere Kreise, macht unruhig, gespannt, unsicher - vielleicht sogar krankheitsanfällig. Die beste Therapie gegen eine solche selbstinduzierte und durchaus folgenreiche Entwicklung: Man erinnere sich an seine Vorfahren und deren begrenzte Lebensmöglichkeiten; es reichen schon die Großeltern mit ein bis zwei Weltkriegen, Hunger, Leid und Not. Dort gab es sicher Furcht, Trauer und Sorgen ohne Ende. Aber nicht die diffuse „Existenzangst“ unserer Zeit (und Gesellschaft?), die schon deshalb lähmt, weil man sie nicht selber zu bewältigen gewillt ist, sondern nur administrativ abzusichern versucht.
  • Einschalt-Quote = Einfalt-Quote. Es gibt da ironische Vergleiche, die sollen hier nicht weiter kommentiert werden.
  • Einsamkeit, keiner will Einsamkeit. Dabei ist freiwillige und individuell dosierbare Einsamkeit eine Kraftquelle.
F
  • Führungskräfte, die ihr Umfeld zum Schweigen bringen, leben ruhig, aber riskant. Führungskräfte, die ihr Umfeld wenigstens reden lassen, leben unruhig, aber sicherer (ein Vorstand mit Erfahrung).
  • Es gibt schon zu denken, wie manche ihre Feigheit begründen, verteidigen, ja regelrecht anpreisen. Ein Begriff, der hier oft entschuldigend bis schönfärbeisch fällt, ist die „Vernunft“.
  • Dass die Freiheit nicht mehr in der Freizeit zu Hause ist, beweisen irgendwann einmal die „überstrapazieren Nerven“.
  • Wenn sich die einen ärgern und die anderen freuen, dann halte man sich an die Letzteren.
  • Frohsinn steckt an. Man sollte sich hier öfter infizieren.
  • Heute ist das häufigste Antidepressivum die Konsum-Wut. So etwas nennt man Frust-Kauf.
  • „Nichts sollte einem das Schreiben so verleiden wie die Flut der Bücher, die Europa überschwemmt“. Wer sagte das? Friedrich II., der Große, König von Preußen, 18. Jahrhundert. Wie würde er aber erst leiden, wenn er heute leben müsste.
  • Dann sollen sie halt lernen, den Aus-Knopf an der Fernseh-Bedienung zu drücken“, mahnen die TV-Befürworter. Leichter gesagt als getan, rein neurophysiologisch: der Daumen versagt, weil das Gehirn schon längst ausgeschaltet ist.
  • Mit Fremdwörtern kommen nicht nur fremde Wörter, sondern auch fremde Ideen. Das klingt problematisch und will in seinen Konsequenzen gut durchdacht sein. Positiv formuliert hieße das: Mit neuen Wörtern kommen auch neue Ideen. Wollen wir hoffen, dass die optimistischere Formulierung Recht hat.
  • Einer der köstlichsten und zugleich folgenreichsten Flüsterwitze im Dritten Reich, leider vergessen: Die Oma wird hundert und bekommt deshalb von einem hohen örtlichen Parteimitglied einen Globus gezeigt, zum ersten Mal. „Zeigen Sie mir Amerika“. „Hier Oma“. „Und jetzt Russland“. „Das geht von hier bis hier“. „Und jetzt bitte das Großdeutsche Reich“. „Hier, genau hier unter meinem Zeigefinger“. Schweigen. Dann die Frage: „Weiß der Führer das?“ Was braucht es einen Kommentar, die Geschichte lehrt’s.
G
  • Einen Geizhals kann man schnell und leicht entdecken vorausgesetzt man ist selber keiner. Alte Beobachtung aus der Antike. Es soll aber auch das Gegenteil geben.
  • Je ferner das Glockengeläut, desto romantischer. Wer zu dieser Zeit im Glockenturm überrascht wird, kann es nur bestätigen. Das ist übrigens eine Erkenntnis, die auch auf manche Mitmenschen und Situationen übertragbar ist.
  • „Wer keine Gefälligkeit tut, hat auch kein Anrecht auf eine“, hieß es schon in der Antike. Heute lautet die gleiche Erkenntnis: Sei nett zu den Menschen, dann sind sie es auch zu Dir. Das kommt nicht Punkt auf Punkt und an Ausnahmen fehlt es nicht - keine Frage. Aber in der Summe stimmt es. Besonders eindrucksvoll ist dabei die umgekehrte Erfahrung: So fällt auf, dass mürrische Menschen sich häufiger über ihr Umfeld beklagen. Geizigen geht es übrigens auch nicht viel besser. Also dann lieber die freundliche Strategie, was im Übrigen inzwischen sogar schon neurophysiologisch bewiesen ist (Stichwort: Spiegelneurone).
  • Die „Gestrigen“ sind ein abschätzige Wertung, die umso nachdenklicher macht, weil die Heutigen die Gestrigen von Morgen sein werden, gleichsam Wertgeminderte im Wartestand.
  • Liebe Deine Gegner, es verunsichert sie.
  • Das Kernstück aller Gesundheits-Empfehlungen sind die beiden Sätze: 1. Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts (der Philosoph Arthur Schopenhauer). 2. Das ganze Geheimnis, sein Leben zu verlängern, besteht darin, es nicht zu verkürzen (Ernst von Feuchtersleben, Arzt und Dichter, Hausarzt der jungen Familie Goethe).
  • Gerüchte verbreiten sich wie Schimmel: Schwer zu erkennen, unzureichend zu bekämpfen, etwas bleibt immer.
H
  • Früher hieß es „Affenliebe“, wenn es sichtlich zu weit ging. Heut nennt man das „Helikopter-Eltern“. Immerhin ein Fortschritt vom Zoologischen zum Technischen.
  • Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“. Wer kennt nicht diese Mahnung für zögerliche oder träge Zeitgenossen. Es gibt aber auch das Gegenteil für die allzu Beflissenen, Überaktiven oder gar Hektischen. Für die könnte der Satz gelten: Machst alles Du schon heut bereit, was machst Du in der nächsten Zeit? Wenn nicht gar - rein medizinisch gesehen - die Warnung: Packst Du zu viel in Deine Tage, pass auf, dass nicht Dein Herz versage. Am besten ist natürlich der berühmt-berüchtigte, weil mühsame Mittelweg.
  • Es gibt ein Seh-, Gehör- und Sprachzentrum im Gehirn Nur der Humor muss von mehreren Gehirn-Regionen gesteuert werden. Denn er ist viel komplizierter als die meisten anderen Funktionsbereiche.
I / J
  • Intuition - von mehr biologisch Orientierten als Bauchgefühl bezeichnet.
  • Tief-gründende Ignoranz. Stößt einem manchmal bei medial hochgejubelten „Eintagsfliegen“ auf.
  • Ideen hat jeder, aber neue, das ist das Geheimnis des Erfolgs.
  • Ironie, Sarkasmus und Zynismus – drei stumpfe Waffen des Frustrierten?
K
  • Eine unauffällige Kindheit kann so manchen Psycho-analytiker in Erklärungs-Not bringen … (ein Psycho-therapeut mit der Fähigkeit zur Selbstironie).
  • Fassen Sie sich kurz“, möchte man manchem Vorgesetzten ungestraft zurückgeben dürfen.
  • Kreativität kann Geld bringen, aber Geld schafft keine Kreativität.
  • Wer an das Ende seiner Sätze ständig die Kürzel stellt: usw., usf., u.a.m. sichert sich bequem ab, ohne wirklich mehr zu wissen und zu bieten als er damit anführt.
L
  • Was lachhaft ist, animiert nur selten zum Lachen.
  • 15 Minuten strammes Gehen an frischer Luft kann eine Tasse Kaffee ersetzen, heißt es. Braucht aber mehr Einsatz.
  • Hat man etwas Gutes zum Lesen, ist jede Warteschlange ein Gewinn.
  • „Nicht alles sagen“, „manches lieber schweigend sagen“, „die richtige Zeit abwarten“, „sparsam mit Worten umgehen“, „man soll die Worte nicht merken“, „Kürze als Schwester des Talents“, „lieber sogar Gutes weglassen, als Unnützes hinzu setzen“. Alles wohlmeinende Empfehlungen der Großen des Geistes. Allerdings braucht man dafür ein spezielles Ziel- und vor allem Lesepublikum, das es heute nur noch selten geben dürfte.
  • Leid vermindert die Lebenserwartung. Also muss man es zu verkürzen suchen, das Leid. Konstruktive Tätigkeit sei eines der möglichen Selbstbehandlungs-Wege, sagen die Experten.
  • Leiden sind Lehren“, meinte schon Äsop vor zweieinhalbtausend Jahren. Manche armen Teufel kom-men aber gar nicht aus ihren Lehrjahren heraus.
  • Das wirksamste Mittel für eine konsequent-gesunde Lebensführung wäre schon zu Beginn eines Daseins die Aushändigung des schriftlichen Arztbefundes ab der späteren Mitte seines Lebens. Stichwort: heilsamer Schreck.
  • „Ich verdiene zwar jetzt nur noch die Hälfte, lebe aber doppelt so intensiv“. Ein Satz, den man inzwischen immer öfter hört, und zwar nicht von Aussteigern, sondern von früher durchaus karriere-bewussten, jetzt dafür „lebensbewussten“ Mitbürgern, teils aus mittleren, immer häufiger schon jüngeren Berufsjahren. Ein Satz, konkreter: eine Lebens-Entscheidung, die so manchen ins Grübeln geraten lässt. Immerhin gibt es ja nur ein Leben, soweit man sicher weiß. Vor allem „ein Leben vor dem Tode …“
M
  • „Freundschaft addiert, Neid subtrahiert, Hass dividiert, Liebe multipliziert“. Autor unbekannt, aber offensichtlich ein psychologisch gebildeter Mathematiker.
  • Wenn schöne Autos nur von schönen Menschen gefahren werden dürften, blieben die meisten in den Garagen.
  • „Die lieben Deutschen kenn' ich schon: Erst schweigen sie, dann mäkeln sie“. So schon Johann Wolfgang von Goethe. Eine offenbar alte Einstellung, die aber immer häufiger wird, sagt man in den Rathäusern, Behörden, Schulleitungen, Arztpraxen, politischen Kreisen u. a.
  • Die Vielfalt der medialen Angebote kann auch zur unbedarften, weil geistig bedürfnislosen Einfalt führen. Das ist jetzt etwas kompliziert gedacht, steht aber als gesellschaftliche und kulturelle Gefahr im Raum.
N
  • Wenn die anderen glauben, man sei am Ende, könnten es günstige Bedingungen für einen heimlichen Neustart sein.
O / P
  • „Wer Ohren hat, der höre“, mahnt der alte Bibelspruch. Das auditorische System hat dabei keine Probleme. Das nachgeordnete neuropsychologische hingegen öfter …?
  • „Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare“, sagte schon der Dichter Christian Morgenstern vor 100 Jahren - die Lehre von der Psychosomatik vorausahnend.
  • Produktiv kürzen“ - man muss sich diese wirtschaftliche „Schlaumeier-Kombination“ einmal plastisch vorstellen.
  • „Ein Pessimist ist ein gewesener Optimist mit entsprechender Erfahrung“, hört man bisweilen aus säu-erlichem Mund.
  • Es gibt - allen Ernstes - eine effiziente Möglichkeit, seine Phantasie wieder anzukurbeln, und zwar ausgerechnet mit dem Fernsehen: Man schaltet einfach den Ton ab und versucht zu erraten, was sich hier abspielt. Menschen, die das hin und wieder praktizieren, sagen: Es ist mühsam, aber fast anregender bis aufregender als mit Ton.
Q / R
  • Wer merkt, dass sich ein Rudel bildet, sollte rechtzeitig auf Distanz achten.
  • Respekt, sprich Achtung, ja „Ehrerbietung“, wie das früher hieß, heute Wertschätzung, Anerkennung, bis hin zur Verehrung oder gar Ehrfurcht. Ein wohllautendes Wort und eine wünschenswerte Einstellung, zumindest in akzeptablen Grenzen. Zurück geht es auf das lateinische respicere = Rücksicht nehmen bzw. noch konkreter aus re- = zurück und specere = schauen. Oder kurz: Respekt heißt eigentlich zurückschauen. Das ist eine hilfreiche Grundlage für diese positive Eigenschaft. Denn wer in bzw. auf sein Leben zurück schaut, wird an vieles erinnert, in jeder Form und Intensität, gut oder schlecht. Und damit hat er die Gelegenheit, weise zu werden. Denn weise sein ist nicht nur eine Auszeichnung lebenserfahrener älterer Menschen, weise kann jeder mit seinem eigenen Schatz an Lebenserfahrung werden. Und damit weitblickend, lebensklug, abgeklärt, vor allem in sich gefestigt. Aus dieser Entwicklung, jetzt rückblickend zu einer aktuellen Einstellung geformt, resultiert dann der Respekt. Die Achtung und Anerkennung seines Umfelds, der Mitmenschen, der Natur, der Kultur, der jeweiligen Historie. Kurz: Zurückblicken hilft respektvoll seiner Umgebung gegenüber zu sein und zu bleiben. Es dient übrigens auch der eigenen innerseelischen Stabilisierung. Aber das ist ein anderes Thema.
  • Lass den anderen reden und er wird später versichern: Das war ein gutes Gespräch…
  • „Mach lieber Deine Arbeit“! Ein abwiegelnde Rüge, wenn ein stichhaltiger Einwand oder eine ungewöhnliche Idee abgeblockt werden soll.
S
  • Vertraute Freunde und vertraute Wege mögen bisweilen langweiliger sein; sicherer sind sie auf jeden Fall.
  • „Das ist schicksalhaft“, sagt man, wenn sich etwas aus unklarer Ursache zum Negativen entwickelt hat. Nie hört man aber diese Einstellung, wenn es sich unerwartet zu einem positiven Ergebnis wendet. Wenn schon „Schicksal“, dann bitte eine faire Beurteilung.
  • Selbstgespräche können ein sehr fruchtbarer Dialog sein, solange der eine nicht den anderen innerseelisch zu übertölpeln sucht.
  • Spaß haben, scherzen, Unsinn reden, witzeln, blödeln, kalbern, herumalbern, ulken, kalauern, kurz sich köstlich unterhalten. Aber Vorsicht: mit wem !
  • „Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele“, sagte schon Cicero, römischer Staatsmann und Schriftsteller vor über 2000 Jahren. Da würde er aber heute vor lauter Seelenlosigkeit erstarren. Allerdings würden clevere junge Leute mit ihren Smartphones in Sekundenschnelle auch einiges aus seinen Werken zitieren können.
  • Ein Smartphone fehlerlos mit zwei Daumen bedienen, das ist die neue Schönschrift.
  • Heute bedienen sich die meisten Menschen im Warenverkehr selber. Eigenartig, wenn man bedenkt, dass der Begriff „Selbstbedienungsladen“ eine so negative Einschätzung behält.
T
  • Gute Taten wollen ins rechte Licht gerückt werden“, meinte schon Cicero. Heute heißt das kürzer: „Tue Gutes und rede darüber“. Das ist nicht einmal selbstherrlich, das ist eine vernünftige Empfehlung, wenn sie zum einen verdient ist, zum anderen zur positiven Nachahmung anregt. Im Übrigen wissenschaftlich bestätigt.
  • Das TV-Geschäft ist beinhart - „Sekt- und Jauchenkübel stehen ganz nah beieinander“ (Wolfgang Lippert, Fernseh-Moderator). Das lässt sich permanent beobachten, glücklicherweise aus dem sicheren Zuschauer-Sessel heraus.
  • „Fortiter in re, suaviter in modo“: Hart in der Sache, verbindlich im Ton. Eine alte Empfehlung aus römischer Zeit. Eine wohl durchdachte Strategie, kann aber die anderen letztendlich zur Weißglut reizen. Und damit strategisch wieder von Nachteil sein.
U
  • Unkraut ist Grün am falschen Platz“, sagte man früher - naturtoleranter.
  • Nichts für ungut“. Eigentlich keine Entschuldigung, nur der Versuch einer Neutralisation der zuvor wohl eher unbedachten Konfrontation. Interessante Strategie, sich keine Skrupel wachsen zu lassen.
  • Man sollte überarbeitet wirken, zumindest in entsprechenden Situationen, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Das bringt bisweilen auch Reputation.
  • Schon Bismarck beklagte die deutsche Neigung zur Unzufriedenheit. Konkret: „Ich weiß nicht, wer von uns einen zufriedenen Landsmann kennt“. Hat sich was geändert?
  • Wer Erfahrungen machen will, soll Umwege akzeptieren, sagt man. Ob es sich gelohnt hat oder nicht, zeigt sich leider erst später.
V
  • Eine antike Feststellung von Seneca (Epistulae morales), die man sich merken sollte, wenn einen wieder einmal Frust, Ärger, Zorn usw. umtreibt: „Einen gesunden Verstand kann man weder ausleihen noch kaufen. Wäre er käuflich, würde er keinen Käufer finden. Dummheit hingegen wird jeden Tag gekauft“. Oder kurz und auf heute bezogen: Dummheit ist halt preiswerter.
  • Vegetarier: keine Gnade mit Pflanzen …
  • Vererbt werden nur schlechte Eigenschaften, die guten hat man sich selber erarbeitet (allgemeine Einstellung).
  • Wenn Vorhänge erzählen könnten …
  • Alle schimpfen auf den Verkehr, aber keiner bleibt zu Hause.
W
  • Niemand weiß was, aber alle wissen es besser (weit verbreiteter Seufzer).
  • Würdevoll, gelassen, souverän, erhaben etc. ist der Wetterhahn auf dem Turm auch nur, wenn kein Wind weht.
  • Gut Essen und Trinken, viel unternehmen, in wirtschaftlicher Sicherheit und gesund hundert Jahre alt werden - man wird doch noch ein paar bescheidene Wünsche äußern dürfen…
  • Eine herzlose Wesensart ist auf Dauer von eigenen Funktionsstörungen des Herzens bedroht.
  • Wohlstand ist ein Mangel an Mangel, heißt es. Feinsinniges Wortspiel; die Betroffenen werden es ertragen.
X / Y / Z
  • Gesunde sind mit Trost und Rat oft eher zurückhaltend, was kranke Mitmenschen anbelangt. Das ist nicht nur herzloses Unbeteiligt-Sein, das ist auch eine nachvollziehbare Ratlosigkeit. Ein guter, ein empfehlenswerter, leider aber eher selten genutzter Kompromiss ist das mitfühlende Zuhören. Gerade weil der Gesunde dann eher ratlos wirkt, vermittelt er dem Erkrankten eine gewisse Aufwertung, die sich durch Worte nicht besser darstellen ließ (alter Hausarzt).
  • Die Zunge ist nur ein Muskel, allerdings der vielseitigste. Und leider gelegentlich williger Übersetzer bösartiger Gedanken.
  • Wer nach Zwietracht trachtet, ist bald nicht mehr zwie, sondern allein.